Politik. An der Uni Leipzig trainiert der als rechtsradikal geltende MMA-Verein Imperium Fighting Championship (IFC). Dagegen regt sich Widerstand innerhalb der Studierendenschaft.
Ein Foto auf Instagram und der Kommentar „Danke an die Uni für die Möglichkeit“ sorgen derzeit an der Uni Leipzig für Unruhe. Urheber des Kommentars ist der Neonazi Christopher Henze und die Möglichkeit, von der er berichtet, ist für Vertreter*innen des Studierendenrates (StuRa) der Uni Leipzig unerträglich, sieht es doch so aus, als biete sich ihre Universität als Trainingsstätte für einen neonazistischen Kampfsportverein an. Daher veröffentlichte der StuRa am vergangenen Dienstag, 4. September, einen offenen Brief. Laut StuRa traten IFC-Mitglieder während der Ausschreitungen in Chemnitz in den vergangenen Wochen in Erscheinung. Nach Recherchen der antifaschistischen Leipziger Gruppe Inventati beteiligte sich Henze an der Organisation des Kampfsportevents „Sachsen kämpft“ in den Jahren 2012 und 2013. Ein Jahr später sollte die Veranstaltung an der Leipziger Universität stattfinden, damals fand man in der Unileitung deutliche Worte. „Wir wollen solchen Veranstaltungen keinen Raum bieten. Sie entsprechen nicht dem Leitbild einer weltoffenen und toleranten Hochschule und schaden dem Ansehen unserer Universität“, sagte Rektorin Beate Schücking dem „Spiegel“. Marco Morgner, Dekanatsrat der Sportwissenschaftlichen Fakultät, pflichtete der Rektorin bei: „Die Vorstellung, die Ernst-Grube-Halle wäre voller Rechter und Hooligans gewesen, ist unerträglich.“ Der StuRa fordert nun eine ebenso deutliche Distanzierung und Positionierung gegen den IFC.
Keine Unbekannten
Die Vernetzung des IFC in die sächsischen Neonazistrukturen sind gut dokumentiert. Einer der Trainer ist Benjamin Brinsa. Dieser war – ebenso wie Hentze – Mitglied der rechtsradikalen Hooligan-Gruppe „Scenario Lok“. Die wurde vom Verfassungsschutz beobachtet und trat offen rassistisch und antisemitisch auf. Auch befänden sich unter den Angreifern auf den alternativen Stadtteil Leipzig Connewitz im Januar 2016 Mitglieder des Vereins und müssten sich derzeit vor Gericht verantworten, heißt es im offenen Brief an die Universität. Nach Einschätzungen der Amadeu Antonio Stiftung spielt das IFC-Team eine wichtige Rolle in der
rechtsradikalen Vernetzung in Sachsen.
Handeln gefordert
Obwohl die Universitätsleitung im Jahr 2016 gegen rechtsradikalen Kampfsport an der Uni Leipzig intervenierte, fehlen bisher sämtliche Reaktionen. „Vermeintliche Toleranz gegenüber solchen Gruppierungen in universitären Räumen ist eine repressive Toleranz, welche die Einschränkung und Bedrohungen eben jener Menschen, die Ziel der sexistischen, rassistischen und antisemitischen Anfeindungen sind, mindestens akzeptiert, wenn nicht aktiv unterstützt“, kritisieren die Unterzeichner*innen des offenen Briefes das Nichteinschreiten der Universitätsleitung. Der StuRa fordert die Leitung auf, zu den Vorkommnissen an der Universität Stellung zu nehmen und ein Hausverbot gegen die bisher namentlich bekannten Mitglieder der rechtsradikalen Kampfsportgruppe auszusprechen. Bisher hat sich das Rektorat noch nicht geäußert.
:Justinian L. Mantoan
Den Kommentar zu dem Thema findet Ihr hier.
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