Bild: Wandinstallation „Drunter und Drüber“ von Marcus Kiel: 8 x 14 Industrielappen zeigen 120 Einzelgeschichten. , Kunst und Kohle Bild: sat

Museum. Die Ausstellung "SchichtWechsel" in Dortmund macht die Arbeitswelt fassbar: Bergmännische Laienkunst und Kunst der Gegenwart, gespickt mit einer rührenden Hintergrundstory sowie persönlichen Geschichten.

Die bergmännische Laienkunst erlebte ihre Blütezeit in den 1950er Jahren im Ruhrgebiet. Gefördert wurde die kreative Tätigkeit der Bergleute durch die Gewerkschaften, die Montanindustrie und Dr. Leonie Reygers, Begründerin des Museums am Ostwall – heute im Dortmunder U Zuhause. Sie sammelte die Kunstwerke, wirkte als Jurorin bei den Kunstwettbewerben der Werke, der sogenannten Steckenpferdturnieren mit und etablierte die erste Kindermalstube Deutschlands in ihrem Museum. Die Ausstellung widmet ihr den Eingansbereich – gefolgt von der bergmännischen Laienkunst. Arbeits- und Lebenswelt werden in der Ausstellung widergespiegelt: Kunstwerke von Untertage, Schemen von Großmaschinen, aber auch Alltagssituationen wie die morgendliche Katzenwäsche.

Brückenschlag

Der Wechsel von „vergangener“ Laienkunst zur Gegenwartskunst erfolgt mit einer Portraitwand. Viele kleine Geschichten finden sich hinter jedem Bild: Enkelkinder, die von ihrem Großvater, dem Bergmann, erzählen, ehemalige Bergmänner, die stolz eine Urkunde in die Kamera halten oder ein historischer Dachbodenfund des Vormieters, der die neuen Besitzer*innen auf das Thema Kohleabbau im Ruhrgebiet aufmerksam machte. Weiter zu den zeitgenössischen Künstler*innen, wie beispielsweise Erich Reusch und sein Pigmente-Kubus – ein mit Kohlestaub gefüllter Plexiglaskasten, der bei Reibung den Kohlestaub hin und her fliegen lässt.  Ebenso findet sich Andreas Gursky mit seiner Fotoarbeit „Hamm Bergwerk Ost“ in der Ausstellung wieder. Beeindruckend und berührend zugleich ist die Wandinstallation des Bochumer Künstlers Marcus Kiel. 112 gebrauchte Industrielappen aus der Zeche Ewald in Herten haben durch den Gebrauch seines Vorbesitzers eine einzigartige Patina. Wenn man ganz nah herangeht, kann man noch ganze Handabdrücke erkennen – ebenso wie einen leichten Kohlegeruch riechen.  Als kleine Aufmerksamkeit des Museums können die Besucher*innen ein kleines Schmuckstück aus Kohle und Draht selbst basteln.                       

         :Sarah Tsah

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