Wohnungsmarkt. Der Immobilienriese Vonovia hat am 21. Juni seine neue Zentrale in Bochum-Altenbochum feierlich eröffnet. Das MieterInnenbündnis VoNO!via protestierte dagegen.
Etwa zwei Dutzend MieterInnen und Mitglieder der MieterInnenvereine Bochum und Witten stehen im Schatten des riesigen Neubaukomplex an der Bochumer Wasserstraße. Transparente weisen sie als Protestierende aus, nicht als GästInnen der feierlichen Eröffnung, zu der Vonovia an diesem Donnerstag geladen hat. Zwar will man hinter Schranken, Zäunen und Wachpersonal auch über wohnungspolitische Fragen diskutieren, doch die VertreterInnen der MieterInneninitiativen sind nicht geladen. Stattdessen sind Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und der ehemalige Vorsitzende der NRW-SPD Michael Groschek vor Ort. Die Gesprächsthemen: „Das Spannungsverhältnis zwischen Anforderungen an die Branche und die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohnraum anzubieten“, wie Vonovia berichtet.
Teure Modernisierung
Den Protestierenden an der Wasserstraße war nicht zum Feiern zumute. Stattdessen warf das Bündnis VoNO!via dem Konzern in einem zehnseitigen Protestbrief vor, im Interesse der Rendite die Grundsätze nachhaltiger und sozialer Wohnungsbewirtschaftung zu vernachlässigen und die Rechte der MieterInnen zu verletzen. Den Brief nahm der Vonovia-Vorstandsvorsitzende Rolf Buch vor laufenden Kameras persönlich entgegen. In einem kurzen Gespräch sprach er die kritisierten hohen Mieten und eine, laut Bündnis stattfindende, Verdrängung von ansässigen MieterInnen an. Dies seien Einzelfälle, versicherte Buch. Dem Bündnis sind es jedoch zu viele davon.
Besonders in der Kritik stehen Mieterhöhungen in Folge von Modernisierungen. Nachdem diese erfolgte, fordere Vonovia eine um 40 bis 80 Prozent höhere Miete, kritisiert der MieterInnenverein Witten und Umgebung.
Fünf Forderungen
Im offenen Brief fordert das Bündnis konkrete Verbesserungen vom Immobilienkonzern. Unter anderem wird Vonovia aufgefordert, notwendige Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen ohne
Mieterhöhung durchzuführen, was in vielen Fällen bisher nicht geschehen sei. Auch die oftmals kritisierten Modernisierungsmaßnahmen werden aufgrund der folgenden Mieterhöhungen kritisiert. Die Forderung: „Bei energetischen Modernisierungen dürfen die Mieterhöhungen nicht höher sein als die realistisch erreichbaren Einsparungen an Energiekosten.“
Die UnterzeichnerInnen des offenen Briefes seien sich bewusst, dass die Erfüllung der Forderungen durch Vonovia zwar eine „erhebliche Herausforderung“ sei, man denke jedoch, dass für den Konzern „kein Weg daran vorbei führt, sich auf diese Forderungen einzulassen.“
Der spontan bei den Protesten erschienene Vorstandsvorsitzende Buch wurde von den Protestierenden aufgefordert, zu den Vorwürfen und Forderungen Stellung zu nehmen, doch dieser entgegnete, er sei nicht darauf vorbereitet. Auch auf Nachfrage bei Vonovia wollte man sich nicht spontan zum offenen Brief der MieterInneninitiativen äußern, da erst ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt werden müsse, wie ein Pressesprecher gegenüber der :bsz mitteilte.
Die Endfassung des Briefes kann unter tinyurl.com/mieterinnenini eingesehen werden.
:Justinian L. Mantoan
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