Musik. Amorphis veröffentlichten mit „Queen Of Time“ ihr 13. Studioalbum. Wieder erfinden sich die Finnen neu.
Für viele Metalheads ist Amorphis „Tales From The Thousand Lakes“ das non plus ultra des finnischen Melodic Death Metal. Alles nach 1994 veröffentlichte sei ein billiger Abklatsch – oder höchstens ein Schatten des Meisterwerks. Und fürwahr haben die sechs Finnen während ihrer über 20-jährigen Bandgeschichte einige beachtliche Wandlungen hingelegt. Im Laufe der Zeit versuchten sie sich als Death Metaller der alten Schule, keltische und finnische Geschichtenerzähler oder Urväter des melodischen Death Metals. Und alle Ausflüge glückten mehr oder weniger, auch wenn nicht alle HörerInnen jede Veränderung gutheißen konnten oder wollten. Mit „Queen of Time“ sollten viele Fans gut versorgt sein – diejenigen der ersten Stunde und solche, die Amorphis erst später kennen und schätzen gelernt haben.
Welch eine Mischung
In der Tat, eine einheitliche Linie kann man dem neuen Werk aus dem Hause Nuclear Blast nicht nachsagen. Menschen mit dem alten Bandlogo auf der Kutte und den alten, durchweg harten Sounds im Ohr mag das Sammelsurium aus E-Gitarre, Flöten und Geigen, aber auch dem altbekannten Keyboard fremdartig erscheinen. Doch irgendwie schaffen es die Finnen, auch jene alteingesessenen Fans mitzunehmen, und sei es auch nur durch Tomi Joutsens beinharte Growls (und die ein oder anderen Screams, die der düstersten Black Metal Kapelle gut zu Gesicht stünden). „Queen Of Time“ ist ein hartes Album, härter vielleicht als der Vorgänger „Under The Red Cloud“.
Doch die ganz Konservativen unter den KuttenträgerInnen finden auch etwas zu meckern; so etwa die teilweise Überlast des Synthesizers. Schon im Einstieg „The Bee“ muss Leadgitarrist Esa Holopainen seine Riffs hinter den Klängen des Keyboarders Santeri Kallios einordnen. Spätestens wenn in „Daughter of Hate“ Orgel und Saxophon, gespielt von Gastmusiker Jørgen Munkeby (Shining), ihren Einsatz haben, wird der Kopf nicht nur im Takt geschüttelt. Trotz aller Kritik schafft Amorphis mit der neuen Scheibe ein Kunststück: sowohl die Old School-Fraktion als auch neuere Fans werden irgendwann in über einer Stunde Spielzeit zufriedengestellt.
:Justinian L. Mantoan
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