Kommentar. Weder Kunstfreiheit noch gewollte Marketing-Tabubrüche können den Hass auf Menschen jüdischen Glau
Die scheinbar so ungebildeten, vom Hip-Hop nichts verstehenden, aufgeregten Massen würden den beiden Künstlern Böses tun, wenn sie ihnen Antisemitismus unterstellten. Doch das ist Unfug! Bei sechs Millionen Toten hört jeglicher Sinn für Kunstfreiheit auf. Das Andenken der in der Shoa ermordeten Menschen darf nicht von zwei Halbstarken mit Füßen getreten werden. Doch genau das ist geschehen, nicht nur durch die Textzeile, auf deren Wiederholung an dieser Stelle verzichtet wird, sondern auch durch die Bemühungen all der ApologetInnen da draußen, Antisemitismus in einem besseren Licht dastehen zu lassen.
Kein Einzelfall
Erstaunlich, wie eben jene, die antisemitischen Rap entschuldigen, ihn entschärfen und anders darstellen wollen, nur auf das eingehen, mit dem sie umgehen wollen. Wenn die zwei Elendsgestalten Vergleiche mit Auschwitz-Gefangenen ziehen, wird es umgedeutet, wenn die Möchtegern-Gangster auf dem gleichen Album dazu aufrufen, „wieder mal ‘nen Holocaust“ zu machen, wird geschwiegen oder gegen political correctness geschimpft. Assoziationen werden wach, an „das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ ohne zu bedenken, welch menschenverachtendes Weltbild man unterstützt.
Es gibt keine Entschuldigung für Antisemitismus, denn dieser hat die Shoa als Konsequenz. Dass Auschwitz nicht noch einmal sei. Vergessene Worte in einer Gesellschaft, die zur Zeit die letzten TäterInnen des Nationalsozialismus auszumachen versucht, aber vor deren geistigen Erben halt macht, sie nicht anheim kriegen will. Doch solange der Geist jener weiter lebt, die für die geplante Vernichtung jüdischen Lebens verantwortlich sind, sei es in Rap-Texten oder Reden von rechtsradikalen PolitikerInnen, besteht weiterhin die Gefahr, dass die Deutschen ihre eigene Geschichte vergessen.
:Justinian L. Mantoan
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