Bild: Stoffstück des Anstoßes: Die Kippa als Ausdruck der Zugehörigkeit zum Judentum. , Reaktionen nach antisemitischem Angriff Bild: ZERO0000 CC-BY 3.0

Politik. Nach jüngsten Ereignissen wird über Antisemitismus debattiert. Der Zentralrat der Juden rät vom Tragen der Kippa ab. 

Die Bilder gingen durch die Presse: Ein Mann schlägt mit seinem Gürtel auf einen anderen Mann ein. Der Angegriffene wird als „Jahudi“ beschimpft, das arabische Wort für Jude. Auslöser für die Gewalttat war das Tragen der Kippa, der kreisrunden Kopfbedeckung jüdischer Männer. Der Vorfall sorgte für Protest und zahlreiche Solidaritätsbekundungen. In zahlreichen Großstädten demonstrierten Menschen gegen Antisemitismus. Unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ versammelten sich in der Stadt des Angriffs mehrere tausend Menschen, um durch das demonstrative Tragen von Kippot ein Zeichen gegen judenfeindliche Gewalt in Deutschland zu setzen. Eine weitere Kundgebung, ebenfalls in Berlin, musste nach nur fünfzehn Minuten abgebrochen werden, da die DemonstrantInnen von PassantInnen beschimpft, angegriffen und beraubt wurden, wie das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA e. V.) via Twitter berichtete.

Unsicherheit 

Ein öffentliches Bekenntnis zum jüdischen Glauben scheint in Deutschland noch immer nicht möglich, obwohl sogar Bundestagsabgeordnete als Zeichen der Solidarität mit jüdischen MitbürgerInnen mit Kippa im Plenarsaal erschienen sind. Zwar stimmte der Bundestag trotz Enthaltung der Linkspartei einem Antrag zu, der das Existenzrecht des Staates Israel bejaht, doch dem gesellschaftlichen Antisemitismus kann damit kein Einhalt geboten werden. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, warnt im Gespräch mit dem RBB-Sender radioeins vor dem Tragen der Kippa „Trotzig bekennen wäre im Prinzip der richtige Weg, trotzdem würde ich Einzelpersonen tatsächlich abraten müssen, sich offen mit einer Kippa im großstädtischen Milieu in Deutschland zu zeigen und anstatt dessen lieber eine Basecap als Kopfbedeckung zu tragen.“
In der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen hatte man sich bereits im Herbst letzten Jahres dazu entschieden, in der Öffentlichkeit keine Kippa mehr zu tragen. Auch hier nahmen antisemitische Beschimpfungen und Angriffe nach Angaben der Gemeinde immer weiter zu.    

  :Justinian L. Mantoan

 

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