Rezension. „Hogwarts Mystery“ – das Handygame zur Harry-Potter-Saga für iOS und Android. Fast so, als würde ich meinen Brief per Eule bekommen. Nur ohne Fahrkarte, denn diese wird nur schnipselweise zugestellt. Alle vier Minuten einen.
Harry Potter – essentieller Bestandteil meiner Kindheit und Jugend. Ich habe die Filme unzählige Male gesehen, und ja – ich gebe es zu – ich schlafe immer noch mit den Hörbüchern von Rufus Beck ein, auch wenn ich sie mitsprechen kann. „Harry Potter: Hogwarts Mystery“ – Musik in meinen nerdigen Ohren. Und der Start ist gut! Die Grafik ist meines Erachtens super für ein kostenloses Game, man kann sogar das Geschlecht des Charakters auswählen und zwischen mehreren Haarfarben, Frisuren, Augen-, Mund- und Nasenpartien wählen. Man wird direkt in die Interaktion geworfen. Rowan, die erste Freundin, auf die man stößt, steht ebenfalls verloren am Anfang der Winkelgasse. Sie schickt einen dann zunächst einkaufen. Nachdem man bei „Flourish & Blotts“ seine Bücher aus den Regalen gesucht hat (indem man auf die unauffälligen blau umrandeten Items tippt) und bei „Ollivander“ zwei Zauberstäbe getestet hat (verschiedene Bewegungen mit dem Finger nachzeichnen) und dann seinen eigenen bekommt (Oh mein Gott – ein Zauberstab!), erfährt man auch warum Ellie (so heißt mein Charakter) so nervös vor ihrem Schulbeginn ist. Ihr Bruder ist in Hogwarts verschwunden. Die unausgesprochene Mission: Finde ihn!
Merula statt Malfoy
Was wäre ein Harry-Potter-Game ohne einen Arschlochmitschüler beziehungsweise -mitschülerin? Merula setzt alles daran, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Erst sabotiert sie meinen Zaubertrank (weil ich ja nicht eh schon in Harrys Fußstapfen trete und Snape mich ohnehin schon hasst …), dann sperrt sie mich auch noch zu einer Teufelsschlinge in den Keller. Wunderbar.
Die ätzende Warterei
Bei all der Euphorie liegt dennoch für mich ein bleierner Schatten über der magischen Welt. Die Grafik ist gut, die Story ist ebenfalls in Ordnung – soweit ich das bisher beurteilen kann, genau da sind wir am springenden Punkt. Der gesamte Spielfortschritt hängt an der Energie. Jede Aufgabe, die erfüllt werden muss (Zauberspruch lernen, Trank mixen, Fliegen lernen …) benötigt einzelne Aktionen (Zuhören, Nachschlagen, Fragen stellen …). Für jede Aktion werden ein bis fünf Energiepunkte abgezogen, es gibt jeweils etwa vier verschiedene Aktionen, manchmal mehr. Alle vier Minuten regeneriert sich ein Energiepunkt. Wer hier denkt „Stell’ ich halt die Uhrzeit vor“, denkt in „Candy Crush“-Logik – das zieht hier nicht, ich hab’s getestet. Obwohl die Energie kaufbar ist (für Diamanten, die man sowohl erspielen als auch kaufen kann), sind die Preise unfassbar unverschämt. Also heißt es: Sitzfleisch anlegen und warten.
Für mich bleibt am Ende: Grafik klasse, Story am oberen Ende von „In Ordnung“, Gameplay selbst superlangweilig (faktisch tippt man solange auf blaue Balken bis diese gefüllt sind oder wartet darauf, dass der Energiebalken sich auffüllt, um dann weiter tippen zu können). Die Synchronisation lässt zu wünschen übrig (Außer „Uhhrg“ und „Ahhh“ gibt’s da nichts), manchmal ruckelt das Spiel (stört mich wenig). Ich würd’s für 3 Euro kaufen oder mir alle 20 Minuten Werbung angucken, wenn ich dafür in der Story vorwärtskommen würde, denn so heißt es „Potter spielen?“ „Träum weiter!“
:Kendra Smielowski
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