Bild: Technik und Geld vorhanden: Aber die Beiträge junger FilmemacherInnen verfallen bei „99 Fire Films“ zu sehr der Werbeästhetik. Foto-Quelle: Tim Linke/ www.tclink.de, Zu viel McHollywood: Der Wettbewerb „99 Fire Films“. Foto-Quelle: Tim Linke/ www.tclink.de

Kommentar. Sinnlich und subversiv? Nein, die Filme beim „99  Fire Films“ bleiben der Werbeästhetik verhaftet. Das wirft Fragen auf.

Jean-Luc Godard hat über das Verhältnis zwischen sich als Filmemacher und dem Produzenten einen Film gedreht: Das Melodrama „Le Mepris“ kreist um die Frage, welche Freiräume ein Regisseur seinen Geldgebern abringen kann, die wegen ihres Budgets auf gewisse Konventionen bestehen. Das war in den 50er-Jahren. Aber trotz der späteren Handkameras, Digicams und Smartphones, mit denen potentiell alle in die Rolle von RegisseurInnen schlüpfen können, bleibt diese Frage gerade im deutschen Filmförderungsdschungel und den starren Auswahlkriterien an Filmhochschulen aktuell. Nicht zuletzt, weil viele Festivals und Wettbewerbe von privaten Sponsoren begleitet werden, die wiederum ihre eigenen Vorgaben hineintragen. Der jüngst ausgeschriebene Wettbewerb „99 Fire Films“, der vom Fast-Food-Imperium „McDonalds“ finanziert wird, führt das drastisch vor Augen: Kein Clip, der nicht dem Frittierten und Gebrutzelten aus der Gastronomie-Kette großzügige Cameo-Auftritte gönnt.

Big Mac- und Happy-Meal-Ästhetik

 

Teilweise bis hin zur Auswahl der Titel erwecken diese NachwuchsfilmerInnen den Eindruck, als hätten sie sich ästhetisch zu sehr dem Werbekosmos von Big Macs und Happy Meals unterworfen. Was die jungen Filmteams inszeniert haben, wirkt visuell hochprofessionell, aber sowohl dramaturgisch als auch bildsprachlich ließen sich viele Beiträge problemlos in Werbeblöcke integrieren. Liegt es am engen Förderungskorsett oder an der Haltung Studierender an Filmfachhochschulen? Wahrscheinlich liegt es an beidem. Die beteiligten NachwuchsregisseurInnen müssen sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, künstlerische Experimente oder subversive Gehalte viel zu sehr zugunsten der marktorinetierten Vorgaben vernachlässigt zu haben. Über dieses Verhältnis zwischen Konventionen und Freiheiten zeigte sich Godard einst zutiefst getrübt. Die Antwort seines Produzenten Carlos Ponti: „Mein armer Jean-Luc, Sie glauben, die Zuschauer würden einen Film mit den Augen betrachten. Sie betrachten ihn mit dem Bauch.“ Diesem Diktum unterwerfen sich diese NachwuchsfilmerInnen nicht nur zu gefällig, sie produzieren auch noch Fast-Food.             

:Benjamin Trilling

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