Forschung. Politik und Gesellschaft sind alarmiert: Es gebe eine erhöhte Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften. Ein RUB-Forschungsprojekt hat sich dieser Thematik gewidmet.
Der Bochumer Lehrstuhl für Kriminologie hat am 26. Januar 2018 den Abschlussbericht zum Forschungsprojekt „Gewalt gegen Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste in Nordrhein-Westfalen“ veröffentlicht. Das Projektteam um den Bochumer Kriminologen Prof. Thomas Feltes rief etwa 4.500 Einsatzkräfte der Rettungsdienste und Feuerwehr auf, sich an der Befragung zu beteiligen, die als Grundlage zum nun veröffentlichten Bericht diente. Teilgenommen haben 812 Personen, dies entspricht einer Beteiligtenquote von etwa 18 Prozent. „Wir hätten uns eine höhere Beteiligung gewünscht, vor allem auch, weil das Thema in den Medien so intensiv diskutiert wird“, sagt Thomas Feltes in einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität.
Die aktuelle Untersuchung knüpft inhaltlich an eine Studie des Lehrstuhls aus dem Jahre 2011 an. Anders als vor sieben Jahren wurde der Blick in der aktuellen Studie nicht allein auf körperliche Gewalt gelegt; im aktuellen Projekt interessierte die ForscherInnen auch verbale und nonverbale Gewalt gegenüber Rettungskräften.
Keine signifikante Zunahme
In ihrem über 60 Seiten langen Bericht kommen die Bochumer KriminologInnen zu dem Ergebnis, dass es – anders als in Teilen der deutschen Politik behauptet – keine erhöhte Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften gebe. „Vergleicht man die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung mit der Studie aus dem Jahr 2011, lassen sich solche Entwicklungstendenzen nicht erkennen“, heißt es im aktuellen Abschlussbericht. In diesem wurde auch erstmals die Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften im Brandeinsatz untersucht. Nur zwei Prozent der Feuerwehrkräfte berichten von körperlicher Gewalt, bei Rettungseinsätzen betrifft dies 26 Prozent.
Auf die Frage, wie sich Rettungskräfte gegen Gewalt schützen könnten, antwortet Feltes: „Die Gewaltprävention muss angemessen in Aus- und Fortbildung aufgenommen werden.“ Außerdem sollten Einsatzkräfte sensibilisiert werden, jedweden Übergriff zu melden, denn nur bei Vorhandensein einer aussagekräftigen Datenbasis könne man sinnvolle Präventionsmaßnahmen anbieten und deren Erfolg evaluieren.
:Justinian L. Mantoan
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