Türkei. Die Vorgehensweise der Türkei gegen die kurdischen Gebiete in Syrien hat schon die ein oder andere Demonstration in Deutschland hervorgerufen. Die Hintergründe sind verstrickt und nicht leicht zu durchschauen.
Das türkische Militär startete am 20. Januar die bereits angekündigte und geplante „Operation Olivenzweig“ und ging gegen die kurdischen Milizen der YPG in Nord-Syrien vor. Die Milizen halten sich besonders an der Grenze zur Türkei auf. Der türkische Verteidigungsminister Nurettin Canikli bestätigte das militärische Vorgehen am 21. Januar auf einer Pressekonferenz und teilte mit, dass Bodentruppen von zwei Punkten aus auf syrischem Boden agieren.
Ziel der Operation sei es, erklärt der türkische Premierminister Binali Yıldırım gegenüber der „Hürriyet“, nicht nur die AnhängerInnen der YPG zu treffen, sondern auch den IS – wobei das Hauptziel die der PKK nahestehende YPG sei. Die Hauptgründe der Offensive fasst Yıldırım so zusammen: „Wir sind keine Eindringlinge, wie die schwarze Propaganda der Terroristen behauptet. Die Operation soll unserer Grenze Sicherheit geben, Frieden und Schutz für die syrische Bevölkerung in der Region schaffen und auch die territoriale Integrität Syriens schützen. Alles geschieht im Einklang mit der Selbstverteidigungsklausel in Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen und den Resolutionen 1373, 1624 und 2170 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.“
Hintergründe
Die YPG und YPJ, übersetzt „Volksverteidigungseinheiten“, steht im Verdacht, der bewaffnete und verlängerte Arm der PKK zu sein. Die PKK ist in vielen Europäischen Ländern und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft und verboten – dies ist auch in Deutschland der Fall. Es entstand nun seit der Bekämpfung des IS 2014 eine enge Verknüpfung zur YPG und den USA, welche die YPG im Kampf gegen den IS unterstützten.
Auf der anderen Seite wurde die „Operation Olivenzweig“ in Abmachung mit Russland besprochen. Das russische Militär, das in der umkämpften syrischen Stadt Afrin stationiert war, zog vor der Operation am 19. Januar ab. Während des Syrien-Kriegs unterstützte Russland den syrischen Staatspräsidenten Bashar al-Assad.
:Sarah Tsah
Glossar
PKK: Arbeiterpartei Kurdistans, Organisation, die kurdische Autonomie von kurdisch besiedelten Gebieten fordert.
Die PKK ist in vielen EU-Ländern, den USA, Kanada und Australien als terroristische Vereinigung eingestuft und verboten. Sie zählt seit 2008 zur Drogenhandelsliste und wird vom Verfassungsschutz mit 13.000 Mitgliedern zur größten ausländerextremistischen Organisation in Deutschland gezählt.
YPG/YPJ: Volksverteidigungseinheit, syrische Fraktion der PKK. Trotz Nähe wird die Unabhängigkeit zur PKK betont. Seit 2014 stellt die YPG in Westkurdistan (Rojava) eine de-facto-Armee, bilden seit 2015 mit der Unterstützung der USA die Hauptkraft im Kampf gegen den IS.
Afrin: Stadt in Nord-Syrien mit kurdischer Bevölkerungsmehrheit. Afrin ist seit desm syrischen Krieg einer der Hauptverwaltungsorte der Region Rojava.
Rojava (Ausspr.: Rodschawa): De facto autonomes kurdisches Gebiet in Syrien. Ausruf der kurdischen Nation erfolgte am 17. März 2016 von kurdischen, assyrischen, arabische und turkmenischen Delegierten.
:sat
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