Bild: Alternative Location als Lösung in der Konsumgesellschaft? Die MZ-Inszenierung von „Shoppen & Ficken“. , MZ-Premiere: „Shoppen & Ficken“ Bild: Lukas Laudage

Theater. Provokant wie in den 90ern? RUB-Studentin Anne Deutschinoff  bringt Mark Ravenhills „Shoppen & Ficken“ auf die MZ-Bühne.

Fast zwanzig Jahre ist es her, da war die Inszenierung dieses Stücks ein kleiner Theater-Eklat: „Shoppen & Ficken“, so der Titel des 1996 vom britischen Dramatiker Mark Ravenhill verfassten Porträts einer Generation, die zwischen Drogenexperimenten und Technobeats nach Sinn in der Konsumgesellschaft sucht. Die deutsche Uraufführung, die Thomas Ostermeier, damals noch ein vielversprechendes Regietalent, 1998 auf die Bühne der Baracke am Deutschen Theater vor nur 99 ZuschauerInnen (mehr Plätze gab es nicht) brachte, provozierte und irritierte. Das Stück traf den Nerv der Zeit. So derb und direkt, so vulgär und schockierend wirkte Theater lange nicht mehr. Es war der Startschuss einer neuen Regiegeneration um Ostermeier, Marthaler, Castorf, die eine frische Bühnenästhetik prägte.

20 Jahre ist es her. Theatergeschichte. Dazu gehört auch der Begriff des „In-Yer-Face-Theaters“, der die ungestümen Dialoge von jungen DramatikerInnen wie Mark Ravenhill oder Sarah Kane in den 90ern bezeichnete. Und die Stücke und AutorInnen dieses Etiketts beschäftigten auch Anne Deutschinoff bisher in ihrem Studium der Theaterwissenschaft. Nächsten Freitag will die RUB-Studentin Ravenhills bekanntestes Stück auf die Bühne des Musischen Zentrums bringen. 

Sexualität in der Porno-Gesellschaft 

Mit Gegenwartstheater kennt sich Deutschinoff aus. Zuletzt hat sie Sybille Bergs „Missionen der Schönheit“ auf der Studiobühne inszeniert. Und auch in „Shoppen & Ficken“ sieht sie starken Gegenwartsbezug – auch wenn das 90er-Stück zuletzt nicht so präsent in den Schauspielhäusern war. „Was die Figuren da so sagen, könnte genauso gut auch von 2017 sein“, sagt Deutschinoff. „Das hat mich alles an die eigene Generation erinnert.“ 

Eine Frage, die von der 24-Jährigen in der Inszenierung über die Sinnsuche dieser drei Außenseiter Robbie (Luca Hennig), Lulu (Joyce Thumb von Neuburg) und Mark (Laron Janus) in den Vordergrund rückt: Wie hat sich Sexualität in der Porno-Gesellschaft gewandelt? „Wir haben versucht, die medial bestimmte Sexualität miteinfließen zu lassen“, erzählt die Bochumerin. Klingt nach Potential für ein provokantes Revival des 90er-Stücks.

:Benjamin Trilling

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