Literatur. Sven Hensel studiert Germanistik und Komparatistik an der RUB und qualifizierte sich für die deutschsprachigen Poetry Slam-Meisterschaft in Hannover. Für die :bsz erzählt Sven, wie er anfing zu slammen und wie sein Leben als slammender Poet aussieht.
Mit Poetry Slam verbindet man häufig Locations wie kleine Kneipen oder Jugendzentren. Am Wochenende durften die LiveliteratInnen bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften in Hannover aber auf der großen Bühne des Opernhauses stehen. Das war auch für Sven Hensel, Germanistik- und Komparatistik-Student der Ruhr-Universität Bochum etwas Besonderes: „Da haben vor dem Teamfinale noch Dirigenten mit ’nem Orchester geprobt und da gehen sonst nur piekfeine Leute hin.“ Poetry Slam würde dadurch solche Orte auch nahbarer für die breite Gesellschaft machen, so Sven weiter. „Ein bisschen Globe-Theatre-Style, Shakespeare und so“, schiebt er noch hinterher. Dass Poetry Slam tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, zeigt auch die Eröffnung des Einzelwettbewerbs durch Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil. Insgesamt besuchten knapp 10.000 BesucherInnen die verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Meisterschaften in Hannover.
Teamfinale
Im Einzelwettbewerb hat Sven das Finale knapp verpasst und schied bereits in der Vorrunde aus. Dafür zog er im Teamwettbewerb, bei dem mehrere SlammerInnen zusammen performen, mit seiner Teampartnerin Kim Catrin überraschend ins Finale ein: „Wir hätten darüber nicht glücklicher sein können. Wir konnten zu keinem Zeitpunkt verlieren, sondern nur rausfliegen“ erzählt Sven. Insgesamt fühle er sich in seinem Kurs bestätigt. Er wolle keine „Billopointen von Jodel“ in seinen Texten verwenden, um „’ne 9,4 statt ’ner 8,2“ zu bekommen.
Nicht immer gut
2014 fing Sven zu slammen an. Er kann sich noch gut an seinen ersten Slam erinnern: „Mein erster Auftritt bei einem richtigen Poetry Slam war im Taranta Babu beim Wohnzimmerslam und ich wurde Vorletzter, weil mein Text schlecht und ich nervös war. Nur einer landete im Punktefeld noch hinter mir, weil er stockbesoffen einen romantischen Text versucht hatte, der leider nur ein Versuch blieb.“ 2015 errang er den Titel des U20-NRW-Slam-Meisters und weitere Meisterschaftsteilnahmen folgten. Dieses Jahr hat er sein erstes Buch veröffentlicht: „Aufhause: Von Zugvögeln und Fernverkehrern.“ „Ich kann meinen Eltern jetzt sagen, dass ich Autor bin und sie glauben es mir, weil sie ein Buch von mir haben“, kommentiert Sven seine Veröffentlichung. „Mein Bruder hat mich von Anfang an aber unterstützt, sogar, als ich noch echt nicht angenehm anzuhören war. Er hat trotzdem am lautesten geklatscht.“
Für Sven ist Poetry Slam ein Veranstaltungsformat, das alles verbindet, was er an Bühnen schätzt: Aufmerksamkeit, Reichweite, Politisierung und Selbstbestimmung. „Wenn man Slam nur als Comedy für drei Euro betrachtet und deshalb hingeht, dann find ich das immer schade.“ Neben dem Tourleben organisiert und moderiert Sven in Dortmund den Wohnzimmer-Slam. Den Slam, mit dem seine Laufbahn 2014 begann.
:Andreas Schneider
Gewinn:Spiel
Bock aufs Buch? Schickt uns bis zum 15. November eine Mail mit dem Betreff „Hensel und Grätel“ an redaktion@bszonline.de
0 comments