Bild: Regenschirm raus: Norwegen hat genauso einen nassen Sommer wie wir. , Studentisches Performance-Festival in der Zeche 1 Foto: kac

Rezension. Podest, die Veranstaltung der Theaterwissenschaft und Szenischen Forschung, ging in die 15. Runde. Anders als die letzten Semester zuvor bot die Zeche 1 am 5. August den Spielraum.

Unter Tage wird in der Zeche 1 seit 57 Jahren nicht mehr gearbeitet, heute dient sie als Ort für urbane Kunst. Die OrganisatorInnen von Podest haben sich für den Raumwechsel entschieden, da viele szenische Performances angekündigt wurden. In den Semestern zuvor bot Tor 5 einen guten Platz für Installationen, jedoch gibt es dort keine so große Spielfläche wie in der  Zeche 1.

Drei Blöcke mit tiefgründigen Themen

Im ersten Abschnitt fand zum Beispiel eine szenische Lesung statt. „Furcht und Elend der Gegenwart“ war im Wintersemester ein Seminar, in dem sich die Teilnehmenden zunächst theoretisch mit Texten von Brecht und Kroetz auseinandersetzten. Anschließend war die Aufgabe, dass die Studis eigene Texte verfassen, die am Schauspiel Dortmund von angestellten SchauspielerInnen am 25. Juni szenisch vorgelesen wurden. Nach der Lesung wollten die Teilnehmenden ihre Texte nicht einfach in die Schublade stecken und lasen bei Podest nun selbst die Kurzstücke. Themen waren zum Beispiel wie Kinder TerroristInnen spielen oder ein Deutsch-Türke Sarrazin liest. Besonders bewegend war der Text, in dem eine Frau nachts alleine nach Hause geht und Angst hat, verfolgt zu werden. Ihre Ängste und Gedanken wurden mit originalen Zeitungsschlagzeilen wiedergegeben. Fremdenfeindliche Aussagen wie „Dunkelhäutiger vergewaltigt Joggerin im Stadtpark“ wurden zum Schluss durch ein Kaninchen, das für das Rascheln im Busch verantwortlich war, widerlegt.
Das Highlight der Veranstaltung war Julian Brocks norwegischer Wetterbericht: Ein fröhlicher Moderator erklärt auf Norwegisch das Sommerwetter. Er pinnte süße, selbstgebastelte Regenwolken auf die Karte und wurde immer wütender über das nahezu apokalyptische Wetter seines Landes. Als dann ein riesiger Tintenfisch halb Norwegen besetzte, rastete der Moderator aus, er zerstörte seinen Regenmantel und beschmiss das Publikum mit Schnipseln, auf denen sinngemäß zu lesen war, dass Julian ein wütender Junge bei schlechtem Wetter sei.

Etwas langatmig

Den Abschluss machte ein Laptopkonzert. Etwa eine halbe Stunde improvisierten sieben Studierende eine Klangcollage mit elektronischen Endgeräten. Leider konnten die ZuschauerInnen bloß auf sechs Laptops und ein Mischpult starren. Die KünstlerInnen saßen nahezu regungslos vor ihren flimmernden Bildschirmen. Die BesucherInnen konnten nicht sehen, ob die Klänge tatsächlich live entstanden oder ob ein Playback abgespielt wurde. Interessanter wäre es für die BetrachterInnen gewesen, wenn zum Beispiel die Bildschirme an Beamer angeschlossen wären, damit die Tätigkeit nachverfolgt werden könnte. So konnten die BesucherInnen 30 Minuten Noise-Musik hören, aber von einer improvisierten Klangcollage kam nicht viel an.
Das Podest war auch dieses Semester ein idealer Ort sowohl für Studierende, die ihre künstlerische Ader ausleben möchten, als auch für ZuschauerInnen, die sich gerne moderne Installationen und Performances anschauen. Die gemütliche und familiäre Atmosphäre ist eine schöne Alternative zum Schauspielhaus. 

:Katharina Cygan

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