Bild: om Winde verweht? Am laut Werner zugigsten Ort der RUB verlor niemand die Bodenhaftung., Den Campus mit neuen Augen betrachten Foto: lor

Performance. Nebelschwaden, dazu triefender Herzschmerz, wie ihn nur Céline Dion kreiert. Und: Die Erkenntnis, dass die Tauben auf dem MZ auch Hitchcocks „Die Vögel“ entsprungen sein könnten. Studi Anna-Lena Werner lud zum Audiowalk über den Campus.

Wie Marsmenschen muten die zehn Gestalten an, die da über den Campus schlendern, einer für die anderen nicht hörbaren Stimme folgend. Nach links, vorbei an den Hitchcock-Vögeln auf dem MZ-Dach. Mehrere Runden in der Drehtür der Universitätsbibliothek. Mit einem Affenzahn durch die Irrungen und Wirrungen des GA-Gebäudes. Oder ist das da schon GB? Keiner weiß es genau. Auch die Stimme nicht. Ist das schon der gesuchte Seminarraum? Ach nein, nur die Teeküche. 

Zu einem performativen Audiowalk der besonderen Art lud Anna-Lena Werner, Master-Studentin der Szenischen Forschung, vergangenen Donnerstag und Freitag. Der Anlass: Das Ende der Studienzeit. Viele ihrer KommilitonInnen erzählten Werner, dass sie diesen letzten Tag nicht zelebriert hätten: „Das kann doch nicht sein, das sind drei Jahre, die ich hier studiert hab. Das muss doch irgendwie in künstlerischer Form bearbeitet werden.“ Deswegen entschloss sie sich vor einem Jahr, als praktische Abschlussarbeit für den Master einen Audiowalk zu konzipieren. Das Thema: Der letzte Tag an der RUB.

Vergangenheit und …

In 86 Minuten führt Werners Hörspiel mit dem Titel „Tief im Wissen“ über den Campus. Über kabellose Kopfhörer hören die Teilnehmenden die Ansagen der kommenden Haltestellen in der U35, während sie auf die Haltestelle „Ruhr-Universität“ blicken. Ob stressige Raumsuche – übrigens erfolglos –, das RUB-Parfum oder die Frage, wer denn nun Peter Kardell sei. Werner geht an ihrem letzten Tag wieder an den Anfang ihres Studiums und steuert Anekdoten bei, die sie erlebt hat: Von der verwirrenden Immatrikulation, die trotz How-to-Videoanleitung nicht sofort glatt lief, aber auch von Kursen, wo sie gelernt hat, wie eine Nebelmaschine zu bedienen ist und funktioniert. Übrigens Wissen, was die TeilnehmerInnen des Audiowalks nun ebenfalls haben. Dieser Teil der Performance ist für Werner auch ihr persönlicher Höhepunkt: „Das ist tatsächlich mein Highlight, dass ich weiß wie, eine Nebelmaschine funktioniert. Das sollte man sich wirklich anschaffen. Man kann immer eine Nebelmaschine gebrauchen.“

… Zukunftsperspektiven

Neben Spaß und Lachen wird es während des Walks aber auch ernst, als die TeilnehmerInnen auf den hölzernen Bänken neben Mensa und Audimax sitzen und Werners Stimme über die Kopfhörer im Rahmen des Peer-Learning-Konzepts fragt, wer denn Zukunftsängste hätte. Ob die Lage des Arbeitsmarktes prekär sei: „Mit essentiellen Fragen blieb ich allein“, so die Kritik am Studium. Trotz inhaltlich interessanter Veranstaltungen wurden solche Punkte nicht geklärt, nicht angesprochen. Die Frage bleibt: „Habe ich an der Realität vorbei studiert?“

Was die Zukunft nun bringen wird, wird sich wohl zeigen. Ein zweiter Audiowalk wäre zumindest inhaltlich für Werner denkbar: „Das Parkhaus ist irre! Die verschiedenen Ebenen im Parkhaus, allein wie man das wieder nutzen könnte … das wäre noch ein zweiter Audiowalk. […] Alleine da durch zu fahren – das ist wie ein ganz toller Roadmovie. Der könnte allein im Parkhaus spielen.“ 

:Andrea Lorenz

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