Politik. Ist der Bundesjustizminister von der Bild-Zeitung ausgetrickst worden oder hat er unüberlegt, gar mit einem „Freud‘schen Versprecher“ geantwortet?
Manchmal stellen JournalistInnen die richtigen Fragen, manchmal reagieren die Interviewten mit falschen Antworten. Und meistens tut die Internetgemeinde ihr Übriges, um die Situation völlig eskalieren zu lassen. So geschehen erst kürzlich, als sich Heiko Maas in der Bild-Talkshow „Die richtigen Fragen“ über die Ereignisse rund um den G20-Gipfel äußerte. Die Rede war von „asozialen Schwerstkriminellen“ und einer „Mehrheit“, die nur schaut und schweigt. Eine Vorlage, die Nikolaus Blome, seines Zeichens Bild-Chefredakteur für das Politik-Ressort, nicht ungenutzt lassen wollte. In polemisch-überspitzter Weise hakte Blome nach: Bei Ausschreitungen von Rechtsradikalen gebe es oft bürgerlichen Widerstand, so beispielsweise durch „Rock gegen Rechts“-Musikveranstaltungen. Ob es nicht ein „Rock gegen Links“ geben müsse. Maas‘ Antwort war an dieser Stelle noch besonnen, geradezu diplomatisch: Warum es eine solche Veranstaltung nicht gäbe, wisse er nicht; er wünsche sich Engagement gegen jede Form des politischen Extremismus, Gewalt dürfe nicht ohne gesellschaftliche Reaktion bleiben.
Wörter in den Mund legen
Nun wollte die Bild es genau wissen: Moderatorin Anna von Bayern hakte nach: „Also wünschen Sie sich ein Rock gegen Links?“ Heiko Maas, mitten im Satz unterbrochen, antwortete spontan: „Ja, ein Rock gegen Links oder was auch immer. Das werden diejenigen entscheiden müssen, die das dann auf die Beine stellen.“
Eine neue Schlagzeile war geboren: „Minister fordert ‚Rock gegen Links‘“. Zahlreiche Medien griffen dies auf. Das Netz kochte ebenfalls über. Erst der Medien-Watchblog „Bildblog“ brachte Licht ins Dunkle: Nicht Heiko Maas war es, der ein „Rock gegen Links“ ins Spiel brachte, sondern die „Bild“-RedakteurInnen. Es stimmt eben nicht alles, was Boulevard ist …
:Justinian L. Mantoan
0 comments