Kommentar. 91.000 Menschen sterben pro Jahr an Infektionen mit Krankenhauskeimen. Wo kommt die mangelnde Hygiene her?
Als erste Klinik Bochums wurde das Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus vor kurzem mit dem Gold-Zertifikat der „Aktion saubere Hände“ ausgezeichnet. Nur 39 Kliniken in Deutschland tragen derzeit das Goldsiegel. Trotz Maßnahmen wie dieser ist mangelnde Krankenhaushygiene noch immer ein Problem in Europa und speziell in Deutschland. Laut einer Studie im Fachjournal „Plos Medicine“, infizieren sich 2,6 Millionen PatientInnen pro Jahr mit Krankenhauskeimen. 91.000 Menschen sterben an diesen Infektionen. In Zeiten, in denen Gene durch die CRISPR/Cas-Methode gezielt in lebenden Organismen verändert werden können, sterben Menschen wegen unnötigen Infektionen.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Problem ist nicht, das mensch nicht weiß wie wichtig Hygiene ist. Problem ist das fehlende Bewusstsein. Mensch sieht Keime und Bakterien nicht und verliert dadurch oft im täglichen Betrieb die nötige Sorgfalt. In meiner Zeit im Krankenhaus konnte ich Vieles beobachten. Von technischen LaborassistentInnen, die ihre/seine Kittel aus dem Zellkulturlabor durch die Klinik trugen, bis hin zu ChefärztInnen, die Armbanduhren und Eheringe auf Intensivstationen trugen. Alle wussten, dass es eigentlich nicht in Ordnung ist. Aber wie gefährlich kann schon eine Armbanduhr oder ein Ring sein? Hier fehlt das Bewusstsein für die Gefahr. Das liegt auch an fehlenden Hygiene-FachärztInnen. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts sehen eineN Hygiene-Facharzt/-ärztin für jede Klinik ab 400 Betten vor. Nach Schätzungen der Ärztekammer gäbe es nur circa 300 HygieneärztInnen, aber 350 Krankenhäuser, die eineN HygienikerIn benötigten. Ein Beispiel für gute Hygiene ist die Niederlande. Dort ist die Quote an multiresistenten Keimen historisch tief. Die Hygienestrategien dort sehen eine Einzelzimmerbehandlungen bis zum Negativergebnis der mikrobiologischen Befunde vor. EinE Hygienefacharzt/-ärztin ist in 95 Prozent aller Kliniken eingestellt. Für eine ernsthafte Bekämpfung von Krankenhausinfektionen muss auch in Deutschland, trotz leerer Kassen, ernsthaft in Hygienemaßnahmen und Fachkräfte investiert werden.
:Andreas Schneider
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