Bild: Retro: Zeitzeugen aus längst vergangen Tagen., Bei Insert Coins glänzen nicht nur Kinderaugen Foto: asch

Retro-Reportage. 40 Jahre Videospielgeschichte gab‘s am Samstag bei Insert Coins Level 8 in Herne zu erleben. Flipper und Arcadeautomaten erzählen von längst vergangen Tagen.

Zwei Menschen – ein Automat. Die Soundkulisse erinnert ein wenig an eine Kirmes. Es ist laut und durcheinander. Man hört das intensive Anschlagen der Tasten und das hektische Bewegen des Joysticks. „Hier guckt man seinem Gegner noch ins Gesicht, wenn man ihn besiegt. Offline ist das neue Online“, hat Pierre Cournoyer, erster Vorsitzender von Insert Coins e.V. mir das Konzept des Vereins vorher erklärt. Und nun, 20 Minuten später, erlebe ich, was er meinte. Ein Fremder hat mich zu einer Runde des berühmten „Sega Beat‘ em‘ Up Streetfighter“ herausgefordert. Ich verliere. Sehr deutlich. Mein Gegner grinst mich an und schüttelt mir die Hand. „Gutes Spiel“, sagt er noch. Aber wir wissen beide, dass das nicht stimmt. 

Videospielkultur zelebrieren

Insert Coins e.V. will Videospielkultur zelebrieren und organisiert dafür in regelmäßigen Abständen verschiedene Events, bei dem man eine nostalgische Zeitreise in die letzten Jahrzehnte der Spielbranche unternehmen kann (:bsz 1119). Ich habe mich verliebt und sage die nächsten Termine vorsorglich ab. Schon als ich den verdunkelten und lauten Arcade-Raum betrete, fällt mir ein besonderes Schmuckstück ins Auge – „House of the Dead“. Ein von SEGA 1996 hergestellter Automat. Zwei Agenten werden damit beauftragt ein mysteriöses altes Herrenhaus zu untersuchen, in dem ein Wissenschaftler Experimente an Lebenden durchgeführt haben soll. Mit meiner roten Plastikwumme bewaffnet gehe ich als investigativer Journalist dem Ganzen natürlich nach. Relativ schnell entdecke ich die Ergebnisse der Experimente: Verpixelte Zombiehorden, die mein Gehirn essen wollen. „Den Automaten mussten wir mit sechs Leuten hier hochschleppen“, erzählt mir Karacho, ein weiteres Mitglied des Vereins, während wir weiter Zombies zu Grunde richten. Ein ähnlicher Automat steht drei Meter weiter. „Alien 3: The Gun“. Auch hier wird mithilfe der Lightgun-Technologie, bei der ein Lichtsensor im Lauf der Plastikwaffe das ausstrahlende Licht des Röhrenbildschirms empfängt, Horden von GegnerInnen eliminiert. „Die funktionieren übrigens nur mit der guten alten Röhre“, ergänzt Karacho noch. Ein weiteres Highlight war der „Donkey Kong“ Automat. Immer wieder und wieder bin ich als charismatischer italienischer Klempner Leitern und Metall-Träger empor gestiegen um meine Prinzessin aus den Pranken dieses Gorillas zu retten. Donkey Kong konnte erst gar nicht fassen, dass ich den beiden hinterher bin und hat mir immer wieder Fässer in den Weg gerollt. Letztendlich konnte ich sie aber doch … Peach?

9. September freihalten

Das Publikum im „O“, dem offiziellen Vereinsheim von Insert Coins e.V. in Herne,  lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Zwischen 14-jährigen Mädchen, die ihren großen Bruder beim Rennsimulator abziehen, bis hin zu Menschen Anfang 50, die mit diesen Spielen aufgewachsen sind, ist alles vertreten. Wer jetzt unbedingt auch mal eine kleine Zeitreise durch die letzten Jahrzehnte Spielgeschichte unternehmen möchte, sollte sich den 9. September freihalten. Da findet die „8bit.ism“ in den Flottmannhallen statt. Ich werde da sein. 

:Andreas Schneider

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