Bild: Nächtlicher Party-Lifestyle trifft konservative Borniertheit: Der Film „Bar Bahar“ zeigt das Leben drei junger Frauen im hippen Tel Aviv. , Frauenfilmfestival: 120 Filme präsentieren Themendiversität Foto: IFFF Dortmund|Köln

Kino. Von avantgardistischen Experimenten bis zu queeren Melodramen: Das Internationale Frauenfilmfestival in Dortmund und Köln feierte das 30. Jubiläum. Vom 4. bis 9. April wurden über 120 Filme aus 31 Ländern gezeigt. Lest hier eine Auswahl.

Kindesraub, Selbstbestimmung oder politische Avantgarde: Lest hier eine Auswahl an Filmtipps.  

„Don’t call me son“ von Anna Muylaert

Die Nachricht lässt die Welt des siebzehnjährigen Pierre (Naomi Nero) zusammenbrechen. Seine Mutter Aracy hat ihn und seine Schwester damals als Neugeborene aus dem Krankenhaus gestohlen. Während Aracy ins Gefängnis muss, geht es für Pierre zu seinen leiblichen und wohlhabenden Eltern. Doch dort kann sich der Jugendliche nur schwer einleben – schon alleine wegen seiner queeren Lebenshaltung kommt es zu Konflikten. Regisseurin Muylaert greift mit „Don’t call me son“ einen realen Fall in Brasilien auf. Doch während sich die brasilianischen Medien mit der Mutter beschäftigten, nimmt die Drehbuchautorin die Situation des Sohnes zum Ausgangspunkt ihres Plots. „Don’t call me son“ verwebt diesen Schicksalsschlag zu einer melodramatischen Coming-of-Age-Story, die Geschlechteridentitäten hinterfragt und in besten Momenten an die Filme von Regie-Wunder Xavier Dolan („I killed my Mother“) erinnert.

„Narcisa“ von Daniela Muttis

„Intuitiv beginne ich zu filmen, als würde ich ein Gedicht zeigen“, sagt die Pionierin des experimentellen Films Narcisa Hirsch über ihre Streifen. Der Dokumentarfilm von Daniela Muttis porträtiert die argentinische Künstlerin, die sich in den 60er-Jahren vor dem Hintergrund der argentinischen Militärdiktatur mit Happenings und Leinwand-Experimenten einmischte.Eine anschließende Retrospektive ihrer Kurzfilme lud zu einer Wiederentdeckung des avantgardistischen Werks von Hirsch ein: Visuelle Meditationen über Körper und Vergänglichkeit, Bewegung und Rhythmik. Eben wie ein gutes Gedicht.

„Bar Bahar“ („In Between“) von Maysaloun Hamoud

Alle drei Frauen verbindet in „Bar Bahar“ („In Between“) diese gemeinsame Erfahrung: Während die Palästinenserinnen Salma (Sana Jammalieh) und Laila (Mouna Hawa) in einer Dreier-WG einen Lifestyle mit Partys, Sex und Drogen ausleben, ist die neu eingezogene und religiös-konservative Nour (Shaden Kanboura) bereits verlobt. Doch nicht nur sie gerät bald in einen Konflikt mit der patriarchalischen Lebenswelt.Maysaloun Hamoud inszeniert die palästinensische Undergroundszene und die Metropole Tel Aviv als ekstatischen Sehnsuchtsort, in dem der Freiheitsdrang der Frauen mit der konservativen und sexistischen Lebensrealität kollidieren. Beeindruckendes und preisgekröntes Kino über den alltäglichen Kampf um Selbstbestimmung.

:Benjamin Trilling

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