Bild: 500 Euro Studiengebühren: Arme Uni soll Geld von armen Studis nehmen? , Kommentar: FDP möchte humane Studiengebühren wieder einführen Collage: kac

Während Lindners Rede am Aschermittwoch saß ich im Mondpalast und hörte mir das Grauen an. Wut stieg in mir auf. „Lieber eine gute Ausbildung gegen eine mäßige Gebühr als ein beschissenes Studium umsonst“, hieß es von Lindner auf der Bühne.

Ich erinnere mich noch sehr gut, wie das Audimax von Studierenden besetzt wurde. Mit polizeilichen Einsätzen wurde versucht, das Auditorium wieder zu räumen. Lehrkräfte erlaubten, den Kursen fernzubleiben, nur damit demonstriert werden konnte. ProfessorInnen nahmen selbst teil. Dann die erfreuliche Nachricht der Landesregierung: zum Wintersemester 2011/2012 werden die Studiengebühren abgeschafft. Eine finanzielle Erleichterung für die Studis, die eben keine wohlhabenden Eltern haben.

Heute zahlen wir 311,88 Euro Sozialbeitrag, der oft ein tiefes Loch in den Geldbeutel der Studis reißt. Was passiert, wenn noch 500 Euro Studiengebühren hinzukommen? Wer keine finanzielle Unterstützung bekommt, muss arbeiten gehen. Wer arbeiten geht, muss meist länger studieren als die Regelstudienzeit vorsieht. Heißt also: Wer studieren möchte, muss einen Kredit aufnehmen. Verschuldet ins Leben zu starten, ist nicht für jedeN eine Option. Was dann? Nicht studieren? 

Abschreckende Wirkung? 

Professor Stefan Winter, Lehrstuhlinhaber Human Resource Management der RUB, spricht in seinem Youtube-Video „Die Tochter der Kassiererin und das Abschreckgespenst“ davon, dass soziale Ungerechtigkeit mit der Abschaffung des allgemeinen Studienbeitrags stattgefunden habe. Den Armen würde keine finanzielle Last abgenommen, da sie sich entweder von dem Beitrag befreien oder ein Darlehen der NRW-Bank hätten in Anspruch nehmen können. Den Wohlhabenden habe man so nur noch mehr Geld zugesteckt.

Meines Erachtens bedenken die BefürworterInnen der Studiengebühren einen Punkt nicht. Die Armen sind trotz der oben genannten Möglichkeiten im Nachteil. Denn ihr Leben beginnt mit einem Schuldenberg, den sie ohne Gebühren nicht anhäufen müssten.

Ist es besser, nur weil später gezahlt wird?

Die FDP erklärt, dass die AbsolventInnen den Kredit für die Studiengebühren erst dann innerhalb einer noch nicht festgelegten Zeitspanne zurückzahlen müssen, wenn sie erfolgreich einem festen Beruf nachgehen. Die Universitäten sollen selbstständig entscheiden können, ob sie eine Gebühr erheben möchten, diese solle dann aber 500 Euro nicht überschreiten.

Tendenziell würde es auch der RUB nicht schaden, mehr Geld zu haben, jedoch ist es meiner Meinung nach Aufgabe der Landesregierung, die Lücke nach der Abschaffung der Studiengebühren vernünftig auszufüllen und nicht die der Studis. Gemäß Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hat jeder Mensch ein Recht auf Bildung; das bedeutet für mich, dass keine finanziellen Hürden auf Personen, die ihre erste Ausbildung absolvieren, zukommen.             

     :Katharina Cygan

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