Aber macht das den Humor als Ganzes aus? Witzig sein – das kann eine Person, aber auch ein Inhalt und etwas kann auch mit Humor genommen werden. Der Humor kann Subjekt, Objekt und auch Medium sein. Er erlaubt es dem Individuum, aus der eigenen Situation herauszutreten und sie sozusagen von oben zu betrachten. In dem historischen Vorbild zum Film „300“ soll Xerxes I. König Leonidas gedroht haben „Ich habe so viele Bogenschützen, dass ihre Pfeile die Sonne verdunkeln werden!“, worauf er geantwortet haben soll: „Umso besser – dann kämpfen wir im Schatten!“. Der Humor schafft hier die Katharsis für die überwältigten Spartaner. Das eigene Gruppengefühl wird gestärkt und der Gegenstand des Scherzes, die übermächtige Heeresstärke des Feindes, wird heruntergespielt.
Wer hat Angst vor einem Scherz?
„Lachen tötet die Furcht und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer keine Furcht mehr vor dem Teufel hat, braucht keinen Gott mehr, […] dann können wir auch über Gott lachen.“
So spricht der Antagonist aus Umberto Ecos „Der Name der Rose“. Gottesfurcht und Gotteslästerung – auch hier spielt der Humor eine Rolle. Fälle wie der von Jan Böhmermanns Schmähgedicht und den Karikaturen von Charlie Hebdo erinnern daran, dass auch heute Autoritäten, welche durch Furcht zu herrschen versuchen, den Humor fürchten.
Humor ist wertneutral
Auf der anderen Seite kann Humor auch zum Unterdrücken einer Minderheit und zur Manipulation genutzt werden. Er kann, wie alle rhetorischen Werkzeuge, missbraucht werden. Eine Gesellschaft, deren Humorempfinden durch primitive Minderheitenverspottung und Schadenfreude ausgeschöpft ist, verroht. In der Weltgeschichte gibt es eine Vielzahl von Beispielen, bei denen über den Weg des Humors, die Tür zu weitreichender Diskriminierung geöffnet wurde. Was heute ein politisch inkorrekter Witz ist, kann morgen schon saloonfähige Meinung sein.
:bsz am Protokoll
So etwa könnte ein Ausschnitt aus dem Protokoll zur nun mehr elften Ausgabe der Austausch(BAR) lauten. Diese Austausch(BAR) findet seit dem 10. März 2016 monatlich im Café Eden statt. In gemütlicher Atmosphäre kann dort zu einem vorher angekündigtem Thema diskutiert werden. Ziel der Veranstaltung ist es, eine Austauschplattform für aktuelle Themen zu schaffen und den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern. Die Veranstaltung findet jeden zweiten Donnerstag eines Monats statt und hat im Schnitt fünfzehn Teilnehmende. Am Ende jedes Austausches wird demokratisch über das Thema der nächsten Veranstaltung abgestimmt. Für die nächste Diskussion im Februar ist zum Beispiel das Thema „Freundschaft“ ausgewählt worden. Andere Themen waren bisher „Zukunft der Arbeit“, „Alternatives Wohnen“, „Medienkonsum“ oder das „geldfreie Leben“.
ZEIT:PUNKT
Nächster Termin: Donnerstag,9. Februar 2017, 19 Uhr. Café Eden, Bochum. Eintritt frei.
:Frederik Herdering
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