Wenn ZuschauerInnen Kapuzineräffchen sind, Nicaragua als Parabel für Gesellschaftskritik verwendet wird und Omas aussehen wie Gandalf mit Gehstock, dann ist Poetry-Slam-Zeit: Der große Audimax-Slam vergangene Woche bot eine breite Palette an hochwertigen Texten.
Veranstaltet wurde der große Slam in der RUB-eigenen Muschel von AStA und
WortLautRuhr: Sechs SlammerInnen aus ganz Deutschland traten an, um den DichterInnenwettstreit für sich entscheiden zu können. In drei Zweierduellen wurden zunächst die drei FinalistInnen ermittelt. Für die ZuschauerInnen, die an diesem Abend zum ersten Mal so einen Slam (wie Henrieke Klehr später feststelle: Es wird „Släm“ ausgesprochen) miterlebten, erklärte der Moderator des Abends, Slammer Jan Philipp Zymny, das Vorgehen: Per Klatschen würden jeweils die Gewinnenden ermittelt. Bei Unentschieden werde laut „Schinken“ für die FavoritInnen gerufen. Dieses kuriose Vorgehen wurde tatsächlich an diesem Abend angewendet, denn es wurden sehr viele Texte geboten, die beim Publikum gut ankamen.
Zeit für ein Duell!
Im ersten Duell standen sich Autor Tobi Katze und Nightwash-Talent Thomas Spitzer gegenüber. Spitzer, der selbsternannte „Tim Bendzko in hässlich“, überzeugte die ZuschauerInnen mit seiner Kritik an der schlechten Seite der Menschheit – „Wir sind Arschlöcher, weil wir alle mal Kinder waren“ und „Wenn ich eine Oma wäre, würde ich immer passend bezahlen.“ Familienmitglieder sind auch in den weiteren Duellen zwischen Mannheimerin Filo und NRW-Meisterin Henrieke Klehr sowie U-20-Slam-Meister Benjamin Poliak und der aus Kassel kommenden, aber jetzt in Berlin lebenden Nils Früchtenicht („Das reicht schon als Pointe“), ein wichtiges Thema: Bei Klehr ist ihre Oma eine junggebliebene, wie Gandalf ausschauende Frau, bei Früchtenicht ist der Elternteil der Grund gewesen, mit Literatur anzufangen. Das Publikum hatte es zum Teil schwer, sich für jeweils einen Teilnehmenden pro Duell zu entscheiden: Poliak erhielt erst nach einer Schinken-Stichwahl das Finalticket.
Knappe Kiste
Die Runde der letzten Drei fochten Spitzer, Klehr und Poliak aus. Während die beiden Männer erneut auf witzige Texte über das Kebabland in Köln und die „unfassbar krasse“ Erfahrung kein Überflieger zu sein setzten, bewies die erst 18-jährige Klehr ihre textliche Wandelbarkeit und bot einen nachdenklichen Beitrag über eine von der Krankheit des Papas gezeichnete Vater-Tochter-Beziehung.
Die ZuschauerInnen entschieden sich schlussendlich für Thomas „Tim Bendzko“ Spitzer. Dieser erhielt ein Bastkörbchen sowie Ehre, Ruhm und noch viel mehr Ehre. Mit den darin enthaltenden Gewürzen werde er sich wahrscheinlich einseifen, wie er im Anschluss im Gespräch mit der :bsz verriet. Auf die Bitte, Studipublikum zu beschreiben, antwortete er mit „Bier, Sex und Mensaessen. Das würde ich gerne sagen. Das reicht als Pointe“.
:Andrea Lorenz
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