Bild: Geflüchtetenströme nehmen ab: Eine Entspannungssituation, in der die Stadt nun die Krachtstraße leer zieht. , Unterkunft für Asylsuchende an der Krachtstraße wird bis Ende Dezember geräumt Foto: Joachim Seidler

In einem offenen Brief hat sich vorige Woche das „Netzwerk Flüchtlinge Langendreer“ an die Stadt gewendet. Kritik wurde geäußert, da die Stadt das Netzwerk und andere potenzielle HelferInnen nicht rechtzeitig davon in Kenntnis gesetzt habe, dass die Unterbringung an der Krachtstraße bis Ende Dezember leergezogen sein soll.

Im Brief heißt es, das Netzwerk halte für unzumutbar, „wie der bis Ende Dezember geplante Leerzug des Übergangsheims an der Krachtstraße in Bochum-Werne derzeit von der Stadt durchgeführt wird.“ Bemängelt wird vor allem, dass ebendieser Leerzug zwar schon lange geplant sei, der Informationsaustausch zwischen den Beteiligten allerdings nur marginal stattfand und man seitens der Stadt die Betroffenen erst vor einigen Wochen darüber informiert hätte, dass die Gebäude bis Ende des Jahres leergezogen werden. Laut Brief im Übrigen ohne dass von außen Druck auf die Stadt bestünde, seien doch Pläne für eine Weiternutzung des Geländes bisher nur vage formuliert oder gar nicht offiziell bekannt.

Was getan werden muss

Das Netzwerk fordert deshalb, dass die Menschen aus der Krachtstraße nicht in Sammelunterkünfte, sondern in Wohnungen verlegt werden, alle Bemühungen seitens der Stadt daran gesetzt werden, einen wohnortnahen Umzug zu ermöglichen und vor allem, dass besser mit BewohnerInnen, SozialarbeiterInnen und UnterstützerInnen kommuniziert wird. 

Auch Amid Rabieh, Kreissprecher von DIELINKE.Bochum, meint, es dürfe „in jedem Fall nicht dazu kommen, dass die Menschen von Wohnungen in Sammel- oder Containerlager zwangsweise umgezogen werden.  Das wäre nicht hinnehmbar.“ Zudem fordert auch er mehr Kommunikation zwischen Stadt und UnterstützerInnen: „Die Stadt Bochum würde gut daran tun, die ehrenamtlichen Helfer*innen nicht unnötig zu frustrieren. Schließlich ist es ihnen zu verdanken, dass das von SPD und Grünen zu verantwortende Staatsversagen im Rahmen der Flüchtlingspolitik nicht zu noch schlimmeren Folgen für die Betroffenen geführt hat.“

Das sagt die Stadt

Thomas Sprenger, Pressesprecher der Stadt Bochum, sagt, es sei schon lange bekannt, dass die Krachtstraße keine gute Wohnsituation darstelle. Sie sei kein homogenes Gebilde. Unter den Geflüchteten unterschiedlicher Herkunft (Syrien, Serbien, Irak, Kosovo, Bosnien) käme es auch untereinander zu deutlichen Spannungen. Daher bezweifele niemand die Notwendigkeit eines Umzugs der BewohnerInnen. „Die Krachtstraße kann nicht zielführend erhalten werden“, so Sprenger. Die nun eingetretene Entspannung in der Geflüchtetensituation sei nicht planbar gewesen, rechtfertige aber das Tempo, in dem der Leerzug nun vonstattengehen soll. Ebenso herrschten momentan Belegungsmöglichkeiten. Man sei aber „durchaus selbstkritisch“ und sich darüber im Klaren, nicht ausreichend mit dem Netzwerk kommuniziert zu haben. In diesem Punkt will man sich künftig deutlich verbessern. Nach Möglichkeit sollen Aspekte wie Schule und Wohnortnähe beim Leerzug berücksichtigt werden, ebenso wie eine Unterbringung in Wohnungen. Letzteres sei aber voraussichtlich nicht zu 100 Prozent realisierbar, weshalb auch auf mobile Wohnheime ausgewichen werden müsse.

Nach dem Leerzug sollen die Gebäude an der Krachtstraße abgerissen werden und einer KiTa sowie neuen Wohnungen Platz machen. Auch die Neunutzung soll zügig realisiert werden.

:Tobias Möller

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