Bild: Vielfalt und Pluralität verteidigen: Alexander Schneider (rechts), Koordinierungsleiter von RUB bekennt Farbe im Gespräch mit der :bsz. , RUB bekennt Farbe will in die Offensive gehen Foto: bent

Als Reaktion auf die Tumulte rund um den an der RUB eingeschriebenen Neonazi Michael Brück im Jahr 2013 gegründet, will sich die Initiative RUB bekennt Farbe auch dem  erstarkenden Rechtspopulismus stellen. Wir sprachen mit Koordinierungsleiter Alexander Schneider.

:bsz Wie sehr hat der aktuelle Rechtsruck auch die Rolle und  Aufgabe von RUB bekennt Farbe verändert?

Alexander Schneider: Spätestens seit dem aufstrebenden Rechtspopulismus ist es wichtig, ein Gegengewicht zu setzen und RUB bekennt Farbe ist ein solches. Deutlichste Beispiele sind neben der AfD die Angriffe auf PolitikerInnen und AktivistInnen. Man denke an die Schlägertrupps, die damals ebenfalls Einschüchterungs- und Mordversuche unternahmen. 

Ist denn die Uni eine Hochburg gegen diesen Rassismus?

RUB bekennt Farbe ist ein Symbol für Pluralität. Und das ist das, was von rechts bedroht wird. Diese Werte hochzuhalten und ein Bewusstsein hierfür zu stärken, ist unsere Aufgabe. 

Aber wie würdest Du denn das Bewusstsein an der RUB beschreiben? Einige Vorfälle gab es in den letzten Jahren ja schon …

Die Uni ist aus meiner Sicht links geprägt und der Leitspruch „menschlich, weltoffen und stark“ verdeutlicht das. Es bleibt aber  aufgrund der Vielzahl an Studierenden nicht aus, dass wir ebenso bekannte Rechtsextreme wie Michael Brück haben.

Leider ist es zudem so, dass Menschen für populistische Themen offen sind. Das liegt wohl daran, dass die Klientel frustriert ist und nach schnellen und eingängigen Lösungen sucht, wie sie von rechtspopulistischen Parteien angeboten werden – siehe Trump.

Oft wird beklagt, dass der Campus unpolitisch geworden ist. Brauchen wir wieder ein Comeback der politischen Uni wie etwa ’68?

Ganz stimmt das nicht. Ja, es ist unpolitischer geworden im Vergleich zu den 68ern. Was aber leicht untergeht, ist, dass der AStA bei den Demos gegen Rechts vertreten war. Das ist erst mal sehr gut. Man merkt aber, dass in der breiten Masse der Studierenden kein oder sehr wenig Widerhall ist.

Woran liegt das?

Das hängt, glaube ich, damit zusammen, dass wir jetzt eine Phase hatten, wo Politik das war, was nebenbei ablief und es den Personen selber gut ging. Das ändert sich jetzt aber,  weil wir diese rechtspopulistischen Tendenzen sehen. Wenn es so weiter geht wird sich auch die Studierendenschaft wieder leichter mobilisieren lassen, weil die Notwendigkeit wieder spürbar wird, dass man den Mund aufmachen muss und nicht nur sollte. 

Und wie will RUB bekennt Farbe einen solchen Widerhall erreichen? Zuletzt gab es eine Kampagne mit Slogans wie „Ich bin für Vielfalt“. Das sind doch nur leere Floskeln.

Ich bin jetzt seit Mai dabei. Für mich ist es erst mal sehr wichtig, dass diese abstrakten Worte wie Vielfalt und Pluralität durch konkrete Beispiele besetzt werden. Es geht darum, die Leute in einen Dialog zu bringen. Dafür stehe ich jetzt in den nächsten Wochen auf dem Campus und thematisiere das. 

Auch als Reaktion auf die Kritik an der Kampagne?

Ja, ich greife bestimmte Aspekte auf. Es war eine gute Idee, Präsenz zu zeigen und am Campus ein Medium zu bieten. Mir schwebt eine authentischere Kampagne vor, die die sozialen Medien bedient. Diesmal aber mit Geschichten von den Studierenden, wo sie Pluralität und Vielfalt am Campus leben und wahrnehmen.

Inwiefern?

Für mich ist es wichtig, eine persönliche Ebene anzusprechen und die Studierenden konkret zu fragen, was sie denn mal erlebt haben. Ich meine, jeder wird irgendwann mit Rassismus konfrontiert. Ein Freund von mir kam – wahrscheinlich weil er schwarz ist –  in manche Clubs nicht rein. Und da frage ich mich natürlich: Wieso? War es wirklich Rassismus? Oft verharmlosen wir das, aber für die Leute, die davon betroffen sind, ist  Rassismus real. 

Gibt es schon konkrete Termine für Veranstaltungen?

Es sind zwei Filmabende (15. November und 6. Dezember; Einlass 19.30), bei denen die vorgeführten Titel eine Überraschung sind.  Es wird sich nicht nur um den Rassismus drehen, sondern auch darum, wie Vielfalt gelebt wird. Es ist für jeden etwas dabei. 

Das Interview führte

:Benjamin Trilling

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