In nur zwei Monaten hat Stephanie Drechsler „Die Wächter der Aristeia“ geschrieben. Bald stehen ihre ersten Lesungen an. Wir sprachen mit der Autorin über untote Inspirationsquellen, Fragen der Gerechtigkeit und das Warten auf die Verfilmung.
Höflich entschuldigt sich Stephanie dafür: Ein Foto, das sie von den zwei Kaffees macht, dazwischen ihr 391-seitiges Werk. „Sorry, aber das ist mein erstes Interview, das ich dafür gebe“, sagt die RUB-Studentin. „Meine Freundin meckert schon, dass ich alles auf Instagram poste.“
Die Roman-Debütantin ist sowohl Autorin als auch Verlegerin: „Die Wächter der Aristeia“ ist als book-on-demand erschienen und die Vermarktung kommt bisher gut an. „Ich bekomme regelmäßig Instagram-Nachrichten von Jugendlichen, die das cool finden.“ Sie schiebt ein paar Sticker über den Tisch. Auch Postkarten sollen demnächst kommen. Auf beiden ist das Buchcover abgebildet: Die Protagonistin mit Pfeil und Bogen – Vorbild waren auch „Die Tribute von Panem“, gesteht sie.
Am Anfang waren Untote
Die entscheidende Inspiration fand sie aber woanders. „Ein Freund und ich haben rumgesponnen, was wir eigentlich tun würden, wenn es eine Zombie-Apokalypse gibt“, erzählt die Philosophie- und Anglistik-Studentin. „Wir haben gedacht, wir geben der Welt dann eine neue Ordnung und wir wollten auf jeden Fall etwas Gerechtes schaffen.“ Nach dem Weltuntergang finden sich die Protagonistin und ihre Familie zusammen mit einer Gruppe Überlebender wieder. Zusammen gründen sie eine neue Gemeinschaft.
Das Vorbild für diese neue Ordnung ist aber alt: Platons „Politeia“ – die erste Frage nach einem gerechten und utopischen Staat. In Stephanies Roman heißt dieser eben „Aristeia“ – und ist auch ein „Veganer-Staat“: „Sie diskutieren, dass sie keine Tierhaltung wollen“, erzählt die RUB-Studentin, die nebenbei BWL an der Fern-Uni Hagen büffelt. „Du kannst ja nicht von einem gerechten Staat reden und Schweine schlachten.“
Geschrieben hat sie „Die Wächter der Aristeia“ in nur zwei Monaten – während der Semesterferien. „Ich bin dann morgens um 8 Uhr aufgestanden und um 22 Uhr wieder ins Bett“, so die 26-Jährige. „Mein Freund hatte sich schon beschwert, dass ich nichts anderes mehr mache.“ Das Ergebnis erfreute auch die Familie – selbst wenn ihr Opa zunächst wenig damit anfangen konnte: „Er sagte, er versteht das Konzept mit den Untoten nicht – aber er hat es gelesen“, freut sich die Hagenerin. Ihr kleiner Bruder hat sich dagegen gar nicht erst an das dicke Buch herangewagt. „Er meinte, er wartet, bis die Verfilmung raus ist.“ Aber bevor Hollywood anruft, ist für Stephanie noch viel zu tun: Ende nächsten Jahres erscheint der zweite Band und in zwei Wochen hat sie ihre erste Lesung. Bis dahin will sie noch fleißig werben. Natürlich auch mit vielen Instagram-Fotos.
:Benjamin Trilling
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