Mit 20 Jahren hat Valentin Baus schon mehr geschafft als so manch netflixender Studierender im neunten Bachelorsemester: Im Endspiel gegen Ningning Cao aus der Tischtennisnation China hat er zwar verloren, jedoch bringt der Bochumer Silber im Rollstuhltischtennis mit in den Pott. Ein Gespräch über Maskottchen, Trainingszeiten und Thomas Eiskirch.
Fast wäre aus Valentin Baus gar kein Rollstuhltischtennisspieler geworden. Sein Traum war es zunächst, Fußballer zu werden – aufgrund seiner Glasknochenerkrankung musste er 2008 umdisponieren. Während eines Urlaubs dann entdeckte er Tischtennis für sich. Schnell wurde klar: Der Junge kann was! Hilfreich: Valentin Baus war von Beginn an ehrgeizig. So arbeitete der Spieler, der in der kommenden Saison für Borussia Düsseldorf an den Start gehen wird, zielstrebig darauf hin, ganz oben mitmischen zu können. Bereits 2014 wurde Baus Weltmeister in seiner Wettkampfklasse – völlig überraschend, ist der damals 18-Jährige doch ohne Erwartungen angetreten. Dementsprechend gewachsen ist der eigene Anspruch an sich für die Paralympischen Spiele 2016 in Rio, wofür er sich ohne Probleme im Vorfeld qualifiziert hatte.
Merkel hat nicht angerufen
Durch eine konstant gute Leistung spielte sich Baus ins Finale – auf diesen Moment hat der angehende Student in unzähligen, beinahe täglichen Trainingseinheiten hingearbeitet: Knapp verlor er jedoch gegen seinen chinesischen Kontrahenten Ningning Cao. Im ersten Moment sei der deutsche Athlet enttäuscht gewesen. Doch spätestens bei der Siegerehrung realisierte er, wie überragend seine eigene Leistung im Laufe des Turniers gewesen ist: „Im Endeffekt bin ich sehr zufrieden!“
Neben den üblichen ministerialen GratulantInnen mit den üblichen vorformulierten Glückwunschschreiben, erreichten Baus aus dem heimatlichen Bochum die persönlichen Glückwünsche von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) – darüber habe er sich besonders gefreut. Mit einem Lachen reagierte Baus auf die Frage, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel ihm telefonisch oder per SMS gratuliert habe.
Im Dezember in Las Vegas
Seit dem Abschied vom „paradiesischen“ paralympischen Dorf in Rio hatte Baus kaum Zeit, das Erlebte zu verarbeiten – dazu gehört nicht nur die Medaille, sondern auch die Begegnung mit Mädchen in einem Kinderheim in Rio, die am Ende die Trikots der Rollstuhltischtennismannschaft erhielten und sich sowohl über den Besuch als auch die Geschenke sehr gefreut haben.
Zurück in Deutschland bestand Baus’ erste Amtshandlung als Paralympics-Zweiter zunächst darin, seine Medaille am Flughafen beim Umhängen für die Presse fallen zu lassen – das passiert auch den Besten. Das will Baus, der mittlerweile erkannt wird und häufiger von Fans um Unterschrift und Fotos gebeten werde, bei den nächsten Spielen in Tokio auf jeden Fall sein. Schon bald setzen sich er und sein Trainer zusammen, um den Masterplan für den japanischen Goldstreich zu schmieden. Das nächste internationale Turnier findet im Dezember in Las Vegas statt – danach ist allerdings erstmal Familienurlaub in den Staaten geplant.
:Andrea Lorenz
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