Psychopharmaka sind keine nachhaltige Therapiemöglichkeit für psychisch Erkrankte.Eine Erfahrung, die Betroffene schon seit Jahren in teilweise zahlreichen Selbstversuchen machen mussten. Eine ForscherInnengruppe an der RUB hat dies analysiert und nun empirisch belegen können.
Symptome werden behandelt, die Ursachen aber dadurch nicht behoben. Ein bekanntes Phänomen. Teilweise tut man sich das auch selbst an. Nase zu, Augen schwer, der ganze Schädel fühlt sich an, als wäre er mit Blei gefüllt, aber zur Arbeit oder in die Uni muss man trotzdem. Einmal schnell Wick DayMed geschmissen und los geht’s. Und abends flaut die Wirkung ab. Haben wir nicht manchmal das Gefühl, dass es uns morgens aber nicht so schlecht ging?
Mit jeder Pille weiter in den Teufelskreis
Dasselbe, wenn man wochenlang Mut und Motivation sammelt, um schließlich zum Arzt zu gehen und mit viel Drumrumreden zu erklären: „Herr Doktor, ich komme aus dem Grübeln nicht mehr raus.“ Erst wird man vertröstet („Lenken Sie sich ab, machen Sie was mit Freunden, suchen Sie sich ein neues Hobby“), dann wird der Rezeptblock gezückt.
Und dann geht’s einem besser. „Ich hab’s überstanden!“ Aber sobald das Antidepressivum abgesetzt wird, kehrt die Depression – Überraschung! – mit voller Härte zurück. Häufig sogar schlimmer als zuvor. Und wieder zum Arzt. Und wieder eine neue Pille. Und wieder der Gedanke: „Jetzt hab ich es aber überstanden!“ Wieder der Rückfall in die Lethargie. Vielleicht schafft man es ein drittes Mal zum Arzt. Vielleicht aber auch zum Badezimmer und den Rasierklingen. Oder zum Medikamentenschrank und den Schlaftabletten. Danach hat man aber einen Platz in der Klinik und bekommt eine Therapie.
Wieso man diesen Irrweg gehen muss, bis sich jemand dazu bereit erklärt, die Ursachen zu behandeln und nicht die Symptome, ist mir schleierhaft. Wenn ich mir das Bein breche, bekomme ich auch einen Gips und nicht die Erklärung „Reiß Dich mal zusammen“ und Morphium beim zweiten Gang zum Arzt.
:Kendra Smielowski
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