Bild: Mit Gestik und Mimik: Dr. Stefan Winter stellt lebhaft seine Ansichten zum Thema Studiengebühren vor. , RUB-Dozent spricht sich pro nachgelagertem Studienbeitrag für Finanzstarke aus Foto: lor

Wenn die FDP ruft, kommen dieser Tage nicht viele. Zugegeben, am 30. August lud die spätsommerliche Hitze nicht gerade zur Einkehr ins „Lennox“ ein, um einem Vortrag zu lauschen. Dennoch wurde das Thema „Studiengebühren“, vorgestellt von RUB-Dozent Dr. Stefan Winter, von den Anwesenden heiß diskutiert. 

Ein Jahr ist es nun her, dass Niedersachsen als letztes Bundesland in Deutschland die Studiengebühren abgeschafft und soziale Gerechtigkeit ermöglicht hat: Ein Studium für jedeN. RUB-Dozent und Lehrstuhlinhaber für Human Resource Management Dr. Stefan Winter sieht dies freilich anders. Er beschäftigt sich schon seit zehn Jahren mit dem Thema. Die Abschaffung habe eher für soziale Ungerechtigkeit gesorgt und es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Gebühren wiedereingeführt würden.  

Soziale Ungerechtigkeit durch Abschaffung

Dr. Winters Grundthese: Die soziale Gerechtigkeit wurde durch die Abschaffung der Studiengebühren nicht eingeführt, eher abgeschafft, da vor allem besser situierte Haushalte von der Abschaffung profitieren würden. Ergo eben solche, die nicht der Grund für die Abschaffung gewesen seien. Sein Vorschlag: Die Einführung von nachgelagerten Studiengebühren, die nur von denjenigen nach dem Studium bezahlt werden müssten, die dazu finanziell in der Lage seien. Um in einer Diskussion, die auf emotionaler Ebene geführt werde, nicht den Kürzeren zu ziehen, stellte Dr. Winter zusätzlich entsprechende Strategien vor. Laut Dozenten gehe dies unter anderem mit Fragen wie „Welche andere Steuer oder Gebühr wurde jemals aus sozialen Gründen komplett abgeschafft?“ Die Antwort im hinteren Teil des „Lennox“: Stille. „Die Abschaffung ist eben so selten wie ein Einhorn“, stellte Dr. Winter fest.

Listen gegen Wiedereinführung

Wie auch an anderen öffentlichen Hochschulen in NRW müssen die Studierenden der RUB seit dem Wintersemester 2011/2012 keine Gebühren mehr zahlen. Die Hochschulen erhalten als Kompensation circa 249 Millionen Euro, ein Wert, der sich der Summe an die eingenommenen Gebühren von 2009 orientiere. Anders als in Sachsen, Bremen, Niedersachsen, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden in NRW keine Gebühren für Langzeitstudierende erhoben, die die Regelstudienzeit um mehr als vier Semester überschritten haben. 

Auf Anfrage der :bsz lehnten alle befragten Hochschullisten Studiengebühren ab. So ließ der AStA verlauten, „dass weiterhin alle Studierenden unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Familien einen freien Zugang zur Bildung“ erhalten sollen. Die Oppositionsliste GRAS sieht Studiengebühren ebenfalls kritisch; die finanzielle Verantwortung für die Hochschulen obliege dem Staat, nicht den Studis, so würden nur „unnötige Hürden“ produziert.

In der sommerlichen Hitze des Abends deutete FDP-Kreisvorsitzender Olaf in der Beek jedenfalls an, dass die FDP im Hinblick auf die Landtagswahl 2017 das Thema wieder populär machen wolle. 

:Andrea Lorenz

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