Bild: Und UK so zur EU: Macht’s gut, ihr Trottel! , Brexit – eine Wahl, die in die Geschichte eingeht Quellen: freepik, sat; Montage: sat
Am 23. Juni hat das Vereinigte Königreich entschieden – 51,9 Prozent stimmten für einen EU-Austritt. Welche Folgen hat dieser Austritt und welche Auswirkungen haben diese auf die Akteure?
 
Mit einer Wahlbeteiligung von 72 Prozent haben England, Wales, Schottland, Nordirland und Gibraltar entschieden. Eines kann man klar sagen: Großbritannien ist gespalten – in EU-BefürworterInnen und EU-GegnerInnen. EU-affin ist eindeutig Gibraltar mit 96 Prozent, gefolgt von Schottland (62 Prozent) und Nordirland (56 Prozent). Für einen EU-Austritt entschieden sich England und Wales mit jeweils 53 Prozent.

Direkte Folgen

  1.  Der britische Premierminister David Cameron verkündete am Donnerstagmorgen seinen Rücktritt. Er war Initiator des Referendums und EU-Befürworter.
  2. Die US-Großbank JPMorgan erwägt, einen Teil ihrer 16.000 MitarbeiterInnen aus GB abzuziehen und London als internationales Finanzzentrum in Europa nach Dublin oder Frankfurt zu verlegen. Die britische BBC meldete, dass die Bank Morgan Stanley bereits begonnen habe, 2.000 MitarbeiterInnen nach Dublin und Frankfurt zu verlegen.
  3. SNP-Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon aus Schottland hofft auf ein zweites Referendum, um sich vom Königreich abzuspalten und in der EU bleiben zu können. 
  4. Viele BritInnen bedauern ihr Votum und bekunden dies in den sozialen Medien mit #Bregret. Eine Online-Petition zur Neuwahl wurde bereits von über 3,5 Millionen Menschen unterschrieben.

Mögliche Folgen für GB

Da weder die Austrittserklärung eingereicht wurde noch die Verhandlungen angefangen haben, sind alle möglichen Folgen spekulativ. „Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, hat die BritInnen als ‚Deserteure‘ bezeichnet und will sie entsprechend behandeln“, berichtet Dr. Sebastian Berg, Dozent des Englischen Seminars der RUB. Man könne daher davon ausgehen, dass GB keine Sonderkonditionen zugesagt werden; schon allein deshalb, damit sich keine ernst zu nehmenden NachahmerInnen finden. „Allerdings besteht auch ein großes Interesse, weiter mit GB zu handeln, schließlich handelt es sich um die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas“, sagt Berg weiter. 

Weitere mögliche Folgen sind:

  • Ausschluss aus dem EU-Binnenmarkt; d. h.: kein freier Warenverkehr, keine ArbeitnehmerInnen- und Niederlassungsfreiheit, keine Dienstleistungsfreiheit und kein freier Kapital- und Zahlungsverkehr.
  • Kein Mitbestimmungsrecht – trotz EU-Ausschluss wird GB mit der EU Handel betreiben und unterliegt demnach den EU-Regulierungen, hat aber weder Veto noch Mitbestimmungsrechte. 

Und für uns?

GB ist drittgrößter Abnehmer deutscher Güter und könnten aufgrund der Abwertung des Pfunds und eine höhere Inflation die Preise für diese Waren nach oben treiben und den Absatz senken. 
 
Außerdem fällt der EU-Haushaltsbeitrag der BritInnen weg. „Wir Steuerzahler in Deutschland dürfen also mit Zusatzbelastungen rechnen“, erklärt Rainer Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler.
 
Für EU-Studierende könnte ebenfalls ein finanzieller Ballast entstehen. Bisher bezahlten sie den gleichen Satz wie britische Studierende, nach dem Brexit könnten sie den wesentlich höheren Nicht-EU-AusländerInnen-Beitrag zahlen.
 
Einen Vorteil gibt es aber: Der Pfund ist so billig wie seit 1985 nicht mehr. Daher ist auch das Shoppen und Reisen günstig – jedenfalls noch. Wer weiß, was die Verhandlungen bringen?
 
:Sarah Tsah

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