Bild: Nach Bochums Bücher-Desaster: :bsz fragte nach den „Image-Kampagnen“ in anderen Städten

Jetzt ist es amtlich: Bochums BürgerInnen lesen größtenteils doch nur Sportartikel und Gehaltsabrechnungen (beziehungsweise Post vom Arbeitsamt.) Die stadtweite Image-Kampagne „Bochums Bücher“ geht nicht auf. Die InitiatorInnen haben nun zur künstlerischen Rückruf-Aktion aufgerufen, die Skulpturen wurden wieder abgebaut. Viele BürgerInnen hatten sich allerdings schon an das neue Wahrzeichen ihrer Stadt gewöhnt und zeigten sich ob des Verschwindens empört. Wie eine Umfrage bestätigt, haben 92 Prozent die „aufgeschlagenen Bücher“ vor allem als Unterlage zum Grillen benutzt (als umgekehrtes Pendant zu Serras Skulptur „Terminal“). Die Marketing-Verantwortlichen des Projekts konzipieren nun ein neues Wahrzeichen, das pünktlich im Juni 2017 – zum 52. Jubiläum der Ruhr-Uni – präsentiert werden soll.

Als Vorbilder dienen erfolgreiche Image-Kampagnen anderer Städte. Die meisten Kommunen setzten vor allem auf Tiere als neue Wappenfiguren. Hier eine Übersicht.

Möpse in Winnenden

Nein, es soll kein peinliches Wahrzeichen für die unrühmlichen sexistischen Vorfälle in der Kölner Silvesternacht und die hanebüchenen polizeilichen Ermittlungsarbeiten sein. In Winnenden steht der wohl kuscheligste Darth Vader für ein historisches Ereignis: Ein solch niedlicher Röchel-Rüde hatte einst, im Jahre 1717, seinem Herrchen, dem Herzog Karl Alexander von Württemberg, nach der Schlacht um Belgrad auf mysteriöse Art und Weise zur Rückkehr in seine Heimat verholfen. Seitdem steht das Hündchen auch für die Gemütlichkeit des Dörfchens Winnenden.

Pferdekopf, Neapel

Ein Image-Angebot, das man nicht ablehnen kann: Die Wirtschaft Italiens steckt immer noch in der Rezession. So sieht es auch in der süditalienischen Metropole Neapel aus – gebe es dort nicht das wirtschaftliche Steckenpferd der organisierten Kriminalität. In Anlehnung an den Pferdekopf aus dem Filmklassiker „Der Pate“ möchte man die Mafiastrukturen mit einer Image-Kampagne unterstützen: So sollen in den nächsten Monaten an öffentlichen Plätzen der drittgrößten Stadt Statuen von Pferde-Köpfen installiert werden. Angesichts der anhaltenden ökonomischen Krise wird eine Akzeptanz gegenüber der Kriminalität innerhalb der Marketing-Zunft gelassen gesehen. So plant etwa auch die griechische Syriza-Regierung, in Athen Denkmäler von EU, EZB und IWF zu bauen.

Gartenzwerg, Dresden

Seit dem Aufstieg von Pegida und den rassistischen Tumulten hat Dresden ein Marketing-Problem. Dem will man nun begegnen. Ein KünstlerInnenkollektiv wird nur in einem millionenschweren Projekt beauftragt, ein neues Wahrzeichen zu konzipieren. In einer großen Installation eines Gartenzwerges sollen die Laktattest-Ergebnisse der Dresdner BürgerInnen als LED-Lichtschow erstrahlen – als Zeichen für Toleranz und Demokratie und gegen jeden Extremismus, wie es heißt.

:Benjamin Trilling

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