Die vierte Ausgabe des urbanen Weinfestivals „Weine vor Freude“ verwandelte das sonst für Bier bekannte Bochum in ein großes Wein-Eldorado. Neben den üblichen Weinverköstigungen an unterschiedlichen Locations stellten der Veranstalter Oliver Sopalla und sein Team vier Cuvées mit dem passenden Namen „Glück Auf“ vor. Mehr AusstellerInnen und mehr Veranstaltungen machen deutlich: Es wird (auch) gerne Wein getrunken in Bochum. Nein, Bochum war nie für seine WinzerInnen und dazugehörige Weinberge bekannt. Auch wenn es sogar ein Anbaugebiet in Dortmund am Phoenixsee gibt, musste bei dem „Weine vor Freude“ die Expertise aus Rheinland-Pfalz eingeladen werden. Die vier ExpertInnen lieferten insgesamt vier Cuvées, also Mischungen verschiedener Rebsorten, die den Geschmäckern des Ruhrgebiets extra angepasst werden sollten. „Dem Ruhrgebiet einen eigenen Wein schenken, das den Geschmack des Ruhrgebiets auch trifft“, sagt Veranstalter Oliver Sopalla und fügte hinzu: „Mit wenig Trinkwiderstand Begeisterung auslösen!“ Über ein Jahr hat es gedauert, bis die richtige Mischung gefunden wurde. Auch durch den intensiven Austausch mit BesucherInnen auf der jährlichen Weinmesse in der Jahrhunderthalle holten sich die WinzerInnern die notwendigen Informationen, um den „Ruhrgebiets-Küwee“, der Ruhrpottsprache angepasst, zu präsentieren. Einen Secco, einen Rotwein, einen Rosé und einen Weißwein präsentierten die WinzerInnen auf der Opening-Veranstaltung in den Kunsthallen der Rottstr5.
Crowdfunding-Kampagne
finanziert das Wein-Festival
Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, musste Geld gesammelt werden. Über eine Crowdfunding-Kampagne wurden in kurzer Zeit 6.000 Euro eingesammelt, die in die gesamte Produktion gesteckt wurden. Die Kunsthallen der Rottstr5 verwandelten sich in eine große Weinlese. Und das Publikum war gemischt: Neben den üblichen WeintrinkerInnen mittleren Alters waren auch viele Studierende dabei: Konstantin, Chemie-Doktorand an der Ruhr-Universität, findet es großartig, „in entspannter Atmosphäre leckere Weine zu probieren“. Und seine Freundin Christina fügt hinzu: „Das Festival richtet sich an ein junges Publikum und es sind keine Vorkenntnisse notwendig. ‚Blöde Fragen‘ zum Thema sind erlaubt.“ Für die beiden RUB-Studierenden ist es bereits das zweite „Weine vor Freude“-Festival: „Mittlerweile kenne ich mich schon besser aus“, sagt Christina.
Für Studis interessant
Auch die WinzerInnen selbst sehen in Bochum Potential und eine wachsende Begeisterung für den leckeren Traubensaft: Christian Petz, dessen Weingut Petz-Wetz die Rotwein „Glückauf-Cuvée“ aus Portugieser und Spätburgunder für das diesjährige Festival produziert hatte, ist seit 2003 auf dem jährlichen Weinmarkt am Massenbergplatz und sieht trotz der allgemeinen Ruhrgebiet-Affinität zum Bier die Region offen für Weine: „Es gibt in Bochum viele, die Weine mögen und das auch zu schätzen wissen“. Neben der Eröffnungsveranstaltung in der Rottstraße fanden auch Weinverköstigungen mit Profiköchen auf der Kap-Bühne im Bermuda3Eck statt, im Kugelpudel am Kortländer sowie in der Evebar im Schauspielhaus.
:Tim Schwermer
Weinkiste: 6 Fragen an Weinexpertin KerrinKerrin studiert Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften an der TU Dortmund. Nebenbei arbeitet sie seit mehr als zwei Jahren in der Weinhandlung Der Franzose in Bochum.:bsz: Worauf sollte ein Anfänger beim Weinkauf achten?Kerrin: Der Wein muss natürlich erst einmal schmecken. Am besten geht man in eine Weinhandlung und lässt sich dort berarten. In der Weinhandlung bekommt man dann einen Schluck, kann den auch wieder ausspucken, wenn man möchte. Das ist kein Problem. Ein leichter Sommerwein als Start.Bier und Wein, lass das sein?Das kommt drauf an, was man so verträgt! Eine Regel gibt es da meines Wissens nicht, ich persönlich mag es einfach nicht, Bier und Wein durcheinander zu trinken, aber das muss jeder für sich selbst herausfinden und entscheiden. Ich find´s nicht so lecker, aber probiert‘s aus!Rot oder Weiß?Meistens wird im Sommer mehr Weißwein und Rosé getrunken, im Winter eher Rotwein. Weißwein passt einfach besser zu wärmeren Temperaturen, weil er gekühlt getrunken wird und meistens auch etwas weniger Alkohol hat als Rotwein. Den trinkt man übrigens bei circa 16 bis 18 Grad — also knapp unter Zimmertemepratur.Absolutes NoGo?Rotweine trinkt man auf keinen Fall kalt, das nimmt dem Wein den Geschmack. Weißweine würde ich im Gegensatz dazu niemals warm trinken, das schmeckt einfach nicht.Lieblingswein? Geheimtipp?Im Moment mag ich feinherben Riesling ganz gerne. Feinherb bedeutet dabei, dass der Wein mehr Restzucker hat, also halbtrocken ist. Viele denken dabei ja sofort an Kopfschmerzwein, allerdings passt die knackige Säure, die der Riesling aufweist super mit der leichten Restsüße zusammen. Ein perfekter Sommerwein!Weine unter fünf Euro?Ja, das geht auf jeden Fall! In einer Weinhandlung bekommt man Weine bereits ab fünf Euro, manchmal auch darunter. Oft gibt es auch Angebote. Einfach mal vorbeischauen und was ausprobieren.
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