Der Saal wird dunkel, die Bühne hell. Die MusikerInnen betreten selbige, lassen sich kurz feiern und hauen in die Saiten beziehungsweise auf die Trommelfelle. Oder Tasten. Wie auch immer. Was für ein Opener! Volles Brett. Ich raste aus, juble, springe, tanze! Meine Lieblingsband live, jawoll! „Ej, hör ma auf damit, ja!“, quäkt irgendeine Nervensäge von hinten.
Die Festivalsaison hat begonnen. Da ist es Zeit, Klartext zu reden. Konzerte sind für alle Sinne da. Wenn Du, quäkende Nervensäge, meinst, auf dem Konzert bloß rumstehen zu müssen, am besten noch mit deinem Scheißtelefon in der Hand für irgendwelche Aufnahmen, die Du dir nicht einmal ansehen oder – noch schlimmer! – auf Youtube hochladen wirst, dann hast Du das Prinzip Konzert nicht verstanden.
Vor rund 130 Jahren hat man für Menschen wie dich die Tonaufnahme erfunden. Heute kannst Du dir deine vorgefertigte Spotify-Playlist anmachen, dich an deinen Schreibtisch setzen und James Blunt auf „Zimmerlautstärke“ hören, während du für die Statistikklausur lernst.
Stock im Arsch hat auf dem Konzert nichts verloren
Dies aber, Bürschchen, ist ein Konzert! Kein Zimmer. Hier hat Zimmerlautstärke nichts verloren. Die einzigen, die bei Konzerten sitzen dürfen, sind Leute im Rollstuhl oder Mädchen auf den Schultern ihres Freundes oder eines Typen, der sie nach dem Konzert mit nach Hause nehmen will.
Konzert ist Gemeinschaftsgefühl. Gemeinsame Ekstase. Konzert heißt hunderte von Menschen, die die Musik hören, die Band sehen, die Erregung spüren wollen. Wenn die Musik Gewalt ist, muss ein Moshpit her. Wenn die Musik Gefühl ist, will ich mit hunderten anderen weinen.
Verzeih, wenn ich dir auf den Fuß getreten bin oder dir meine Haare ins Gesicht peitschen. Aber das macht dir sicher nichts aus, deinen Ellbogen habe ich auch schon in meiner Seite gespürt. Du bist ja auch hier, um die Musik mit dem ganzen Körper, mit allen Sinnen zu erleben. Ach, das warst gar nicht Du? Du tanzt gar nicht? Du filmst bloß und meckerst? Dann verpiss dich!
:Marek Firlej
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