Um über Studierendenverbindungen aufzuklären, plant das StuPa (Studierendenparlament) eine kritische Broschüre. Die Kritik gegen die Verbindungen fokussiert dabei neben Sexismus sowohl klüngelhafte als auch rechtsextreme Tendenzen. Das StuPa stattete folglich der Landsmannschaft Ubia Brunsviga Palaeomarchia einen Besuch ab, um sich ein Bild von der hiesigen Verbindungen zu machen. Zum Dialog kam es allerdings erst, als der RCDS einen Antrag im StuPa gestellt hatte.
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Nach der Begehung des Hauses kam der Dialog im Trink- und Fechtsaal langsam in Gang. Nachdem die Verbindungsstudenten Getränke verteilt hatten, erklärten sie, dass sie sich freuen, endlich in ein Gespräch zu treten. Wie Manuel Dierlinger betonte – er führte die RepräsentantInnen des StuPa durch die Räumlichkeiten – störe es nämlich, dass sich die Leute kein Bild von der Verbindung machen würden. Was einer der Gründe sei, wieso schon Fenster eingeworfen wurden.
Einen Wandel gibt es nicht
Viel heraus kam letztlich nicht. Der Großteil der politischen Listen hat ihre Haltung nicht geändert: sie lehnen Verbindungen ab. Kein Wunder, haben sie auch wenig gemeinsam. Keine Liste nimmt nur Männer auf, ficht oder lebt intensiv in einem „Lebensbund“ zusammen.
Ich persönlich kann über das Biertrinken hinaus ebenfalls nichts mit solchen Traditionen anfangen, was aber nicht bedeutet, dass ich Gruppen, die die demokratischen Grundwerte achten, nicht ertragen kann. Auch wenn es Vorfälle bei Verbindungen gegeben hat, sollte die Unschuldsvermutung für andere weiterhin gelten und im Einzelfall geurteilt werden. Denn sonst werden Modernisierungen innerhalb von Gruppen − wie der Ubia Brunsviga − unterbunden und Feindbilder geschaffen, die einen Wandel verhindern.
Dass die Landsmannschaft Begriffe wie Vaterland umdeutet und nicht mehr als Deutschland, sondern vielmehr als Europa begreife, zeigt, dass Entwicklung möglich ist. Genauso, wie auf den Vorwurf des Sexismus entgegnet wird, dass es homosexuelle Mitglieder gäbe und die Website der Verbindung auf weibliche Verbindungen verweist.
Grenzen der Toleranz und Pluralität
Sobald unsere demokratischen Grundwerte gegeben sind, müssen wir uns also letztlich fragen, wie tolerant wir sein wollen und wie plural wir sein können. Ertragen wir es, dass manche ihre „Männlichkeit“ in Verbindungen ausleben wollen und manche Frauen ihre „Weiblichkeit“? Darf es nirgendwo Räume für ein bestimmtes Geschlecht geben? Ist das schon Sexismus? Die Meinungen hierbei gehen, wie sich nach diesem Besuch bekräftigte, weit auseinander.
:Alexander Schneider
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