Die Menschen in seiner Heimatstadt erfüllten ihn mit Abscheu. Trotzdem konnte er ’s-Hertogenbosch einfach nicht verlassen. Aber die groben Gebräuche der Leute, die Doppelmoral der Pfaffen, die Lügen und Betrügereien der Handelsreisenden inspirierten Hieronymus Bosch auch zu seinen kranken Wimmelbildern der Hölle. So erzählt es jedenfalls Marcel Ruijters in seinem Comic „Hieronymus Bosch“, der pünktlich zum 500. Todesjahr des niederländischen Malers auf Deutsch erschienen ist.
Selbst hat der berühmte Künstler, der eigentlich Jheronimus van Aken hieß, keine Aufzeichnungen hinterlassen. Auch deshalb erscheinen viele seiner Motive sehr rätselhaft. Hier stopft sich ein blaues Ungeheuer einen Menschen in den Schnabel und dort entweichen seinem Imbiss Vögel aus dem Allerwertesten. Dagegen erscheint das schmusebedürftige Schwein im Habit einer Nonne geradezu normal.
Es wird zitiert, dass es eine Freude ist
Der preisgekrönte Zeichner Ruijters hat einen Sinn für das Makabre im Mittelalter. „Hieronymus Bosch“ ist keine Biografie, dazu ist sie zu lücken- und anekdotenhaft. Es ist aber eine tiefe Verbeugung vor dem „Teufelskünstler“. Denn die Art und Weise, wie Reuijters Themen, Motive und Werke von Bosch in seinem Comic aufgreift, sind vielfältig wie kunstvoll. Hier werden Gemälde auf der Leinwand angedeutet, da versteckt sich im Hintergrund ein Detail. An anderer Stelle wiederum spricht der Künstler über ein Bild, das er zu malen beabsichtigt.
Nach dem Lesen will man direkt nach Bosch und seinen Bildern googeln, im berühmten Weltgerichtstriptychon versinken und den Comic direkt noch einmal lesen und das Detektivspiel auf der Suche nach immer mehr Andeutungen wiederholen.
Marcel Ruijters: „Hieronymus Bosch“
Avant-Verlag, 2016
160 Seiten
24,95 Euro
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