Bild: Ein Chor vor alten Industrieruinen: Bei bestem Wetter verlegte man die Proben für die Aufführung nach draußen. , Studentisches Chorprojekt „Wir fangen noch mal an“ feiert Premiere Foto: bent

Wie hängen Krieg und die Krisenhaftigkeit von Kommunikation in der Gesellschaft zusammen, fragten sich Studierende der Theaterwissenschaft. Entstanden ist das Projekt „Wir fangen nochmal an“, eine Feldstudie mit Chor.

Ziehen wir bunte oder schwarze Kleidung an? Socken oder Barfuß? Und brauchen wir für den Auftritt überhaupt Markierungen auf der Bühne? Knapp eine Woche vor der Premiere im Mülheimer Ringlokschuppen sitzen die 17 TeilnehmerInnen des Chorprojekts im Kreis, um ein paar wesentliche Details der Inszenierung zu besprechen. Dass das gesamte Projekt kollektiv entwickelt wurde, betont auch Anna-Lena Klapdor. Gemeinsam mit Ulrike Haß, Professorin im Institut für Theaterwissenschaft, hat sie das Unterfangen von Anfang an als Lehrbeauftragte begleitet.

Angefangen habe alles mit Reflexionen am Ende eines theaterwissenschaftlichen Seminars über den Chor. Danach ging es zur Praxis über: „Wir haben uns dann auf ein Thema geeinigt, was man im großen und ganzen als Kommunikation zusammenfassen kann“, erzählt Sophia, eine der Seminarteilnehmerinnen. Zum anderen geht es in dem gemeinsam herausgearbeiteten Manuskript auch um Krieg: „Zu weiten Teilen besteht es aus Feldpostbriefen. Der andere Teil aus von uns selbst zusammengestellten Floskeln.“ Etwa aus eigenen WhatsApp- oder SMS-Chats. Denn floskelhafte Formulierungen finden sich auch in Feldpostbriefen zuhauf. „Dadurch entsteht eine neue Situation: Die Floskeln erhalten eine neue Qualität.“ Hinzu kamen weitere Texte: Etwa vom Autoren-Kollektiv Tiqqun, das sich mit dem Krieg als Dauerzustand beschäftigt oder ein Klagechor von Aischylos, in dem es ebenso um Krieg und Kommunikation geht. Aber auch Volkslieder, gregorianische Choräle oder elektronische Songs sollen mit einfließen – „ein crazy Mix“, fasst Anna-Lena zusammen. 

Vogel als Metapher

In vielen Texten taucht zudem der Vogel als gemeinsames Thema auf. „Die Vogelmetapher hat Bedeutung für die Ungewissheit von Angehörigen: Im Kontext der Zeit haben die Vögel alle was mit einer Frage von Krieg zu tun“, erklärt die Master-Absolventin der Szenischen Forschung.

Das alles soll auf verschiedene Weise dargestellt werden – auch wenn das Projekt in erster Linie ein Sprechchor ist: „Wir haben uns gedacht, wenn wir schon im Chor sind, dann müssen wir auch singen“, erzählt Valerie Wehrens, eine der TeilnehmerInnen. Unterstützung gab es dabei unter anderem von der Gesangslehrerin Natalie Mol, die musikalische Parts beigesteuert hat. Gotthard Lange, der schon bei Einar Schleef als Chorleiter gearbeitet hat, half bei der Entwicklung der gesprochenen Texte.

All das wird schließlich bei bestem Frühlingswetter an der Jahrhunderthalle weiter einstudiert. Denn viele Probetermine bis zu den Aufführungen gibt es nicht mehr. Immerhin: Die Fragen nach der Kleidung, der Markierung und den Socken hat man schon mal gemeinsam geklärt. 

Die Premiere ist am 21. April im Ringlokschuppen in Mülheim um 20 Uhr.  Ein weiterer Termin ist der 23. April. Der Eintritt kostet 8 Euro (ermäßigt 4 Euro). Am 28. April geht es um 19.30 Uhr im Musischen Zentrum der RUB weiter. Eintritt gegen Spende.

 

0 comments

You must be logged in to post a comment.