Neues Semester, neues Glück! Für viele schon eingeschriebene Studis ist das die Chance, neue Ziele und Vorsätze zu realisieren und von den eigenen prokrastinierenden Gewohnheiten abzulassen; fast wie zu Neujahr. Für andere hingegen beginnt eine neue Lebensetappe: Zu Tausenden strömen junge Menschen auch im Sommersemester zum Studieren nach Bochum.
Das bedeutet für einen Großteil eine weite Anreise, sodass schnell der Entschluss gefasst wird, von zu Hause auszuziehen, um in der für viele fremden Stadt eine Bleibe zu finden. Für eine eigene Wohnung oder ein Appartment fehlt das nötige Kleingeld, Wohnheimplätze sind rar; folglich bleibt nur die Flucht in eine WG. Doch was viele Erstis bei der WG-Suche erwartet, erinnert oft an die abstrakte Fassung einer Fernseh-Castingshow!
In eine WG einzuziehen ist an sich keine komplizierte Sache. Ihr schmeißt das Internet an, guckt auf wg-gesucht.de oder anderen Seiten nach Inseraten und vereinbart mit den „Eingeborenen“ einen Termin. Mit etwas Glück passt die Chemie und Ihr habt eine neue Bude und sympathische MitbewohnerInnen gefunden. Kompliziert und haarsträubend wird es erst dann, wenn sich die WG nicht nur in einer Top-Lage befindet, sondern obendrein auch wunderschön ist. Wie in der Berufswelt habt Ihr dann schnell Hunderte von ähnlich Denkenden, mit denen Ihr konkurrieren dürft. In solchen Fällen muss man sich oft einer Jury gegenüberstellen, die sich im 15-Minuten-Takt Lebensgeschichte, Vorlieben sowie Fähigkeiten der Interessierten anhört, um dann zu urteilen, ob es sich bei den KandidatInnen um potentiell gute oder schlechte MitbewohnerInnen handelt.
Verzweifelt auf der Suche
Und plötzlich ist man zur TeilnehmerIn eines komischen Castings geworden. Das alte Lachen über DSDS- oder BachelorkandidatInnen bleibt einem folglich im Halse stecken, wenn man selber in die Situation kommt, vor wildfremden Menschen ausgefragt zu werden und sich bei jeder Sache rechtfertigen zu müssen. Die Verzweiflung ist dann vielen ins Gesicht geschrieben, da sie schnell eine Wohnung finden müssen und wenig Zeit haben.
Obendrein kommt die junge Unerfahrenheit zum Vorschein, die bei Fragen wie „Wäschst du gerne ab?“, „Konntest du schon WG-Erfahrung sammeln?“ sowie dem Favoritem „Warum sollten wir ausgerechnet Dich nehmen?“ in nur noch mehr Unsicherheit resultiert. Es kommt einem/einer vor, als ob das zu vermietende Zimmer der heilige Gral wäre und man getestet würde, ob man seiner auch würdig ist. Bei ordentlicher Selbsteinschätzung kann es gut sein, dass man sogar in einen Recall eingeladen wird, wo man dann mit elektrischen Geräten prahlen kann, die man als „Mitgift“ in die neue Wohnung mitbringt.
Nein zur oberflächlichen Behandlung!
Wenn Ihr am Rande der Verzweiflung seid und nicht in den Recall eingeladet werdet, dann versucht doch beispielsweise die neu kennengelernten ErstikommilitonInnen zu einer WG-Neugründung zu bewegen. So könnt Ihr Euer eigener Boss sein und hoffentlich in Zukunft dieser abartigen Modeerscheinung von WG-Castings und der damit oft zusammenhängenden miesen Behandlung entgehen.
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