Seit 2013 macht der weltweite Aktionstag One Billion Rising (OBR) mit symbolischen Tanzdemonstrationen und anderen Aktionsformen auf Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam. Weltweit finden nun am 14. Februar tausende Veranstaltungen statt, allein in Deutschland sind hundert OBR-Events angekündigt, so auch in Bochum.
Am Valentinstag beginnt ab 15:30 Uhr auf dem Bochumer Rathausvorplatz eine Tanzdemonstration. Unterstützt von einer Trommelgruppe tanzen die TeilnehmerInnen eine Choreographie zum offiziellen OBR-Aktionssong „Break the Chain“. Diese parallelen Performances verbinden die vielen Aktionen miteinander, die weltweit stattfinden. Dabei haben die örtlichen OrganisatorInnen natürlich Variationsmöglichkeiten. So soll in Bochum die Tanzchoreo modifiziert werden, verrät Ximena León, die seit 2013 bei One Billion Rising mitmacht und wie in den Vorjahren auch dieses Jahr die Demonstration mitorganisiert.
Weniger Perfektion, mehr Impro
„Wir werden symbolisch in verschiedene Richtungen tanzen, um Verbindungen mit Frauen aus anderen Ländern zu zeigen“, sagt sie. Im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren, als versucht wurde, das Orga-Team zu vergrößern und die Choreographie zu optimieren, kehren sie jetzt zu ihren Wurzeln zurück, erklärt Dorothee Arts, die ebenfalls zum Organisationsteam gehört: „Wir stellten nämlich fest, dass unsere große Stärke offensichtlich Improvisation und Lebendigkeit sind: Rund herum um die zwanzig Leute, die die Choreographie geprobt hatten, tanzten in den vergangenen Jahren mindestens dreimal so viele, die mehr oder weniger improvisierten.“ So wurde weitgehend auf Proben verzichtet – abgesehen von der letzten diesen Donnerstag in der Bochumer Schillerschule (siehe Infobox) – und der Tanz von vornherein als Mitmachaktion geplant: „Neu ist in diesem Jahr unser Vorhaben einer szenischen Darstellung, die von einer befreundeten Akteurin vorbereitet wird – darauf sind wir selbst sehr gespannt!“
Für OBR Deutschland lautet das diesjährige Motto „Wir tanzen weiter“, sagt Dorothee Arts, wobei auf die positive Kraft des gemeinsamen Tanzens gesetzt wird: „Wir schicken unsere Energie hinaus in die Welt, damit sie sich mit der Energie der Millionen verbinden kann, die wie wir davon überzeugt sind, dass alles Trennende uns und unserem Planeten schadet.“ Dabei ginge es bei Trommeln und Tanzen weniger um einen „Protest gegen“ als vielmehr um ein „Aufstehen für“ etwas. Alle seien eingeladen, für eine gerechte Welt aufzustehen, in der Frauen überall angstfrei und gleichberechtigt leben könnten. „Geschlecht, Weltanschauung, Orientierung, Alter, Religion und Herkunft spielen keine Rolle!“
Zeichen gegen Sexismus und Rassismus
Nach den Ereignissen der Silvesternacht habe der diesjährige Protest bei One Billion Rising eine andere Bedeutung, sagt Ximena León. Sie weiß aus ihrer Arbeit mit Geflüchteten, dass sich diese zu Unrecht pauschal mit den sexuellen Übergriffen in Verbindung gebracht sehen und selbst ein Zeichen gegen sexuelle Gewalt setzen möchten. Einige machen beim diesjährigen One Billion Rising mit. „Letztes und vorletztes Jahr waren aber auch schon Flüchtlinge dabei“, betont León, „Jetzt gerade in so stürmischen Zeiten ist es wichtig, dass wir Solidarität zeigen können. Wir tanzen gegen Gewalt, Sexismus und Rassismus.“
Einsatz für die Schwächsten
Nicht nur in Bochum werden Geflüchtete in die Demos integriert. International stellen die OBR-OrganisatorInnen in diesem Jahr die am stärksten marginalisierten Frauen und Mädchen in den Vordergrund. Bei den Demonstrationen sollten sich die TeilnehmerInnen für die Schwächsten einsetzen, darunter MigrantInnen, Geflüchtete und Angehörige von Minderheiten.
Unter dem Slogan „One Billion Rising 2016: Rise for Revolution“ werden Systemwechsel und Revolution propagiert, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen endgültig zu beenden, wie es in dem Aufruf heißt.
„Wir entwickeln unseren Kampf gegen Gewalt gegen Frauen weiter, da wir wissen, dass wir Gewalt an Frauen und Mädchen nie beenden werden, wenn wir nicht die Marginalisierten an die Spitze setzen“, sagt Eve Ensler, Gründerin von One Billion Rising. Auch Imperialismus und Krieg, Rassismus und Patriarchat müsse entgegengetreten werden, sagt die New Yorker Performance-Künstlerin und Feministin, die OBR 2013 startete. Die Milliarde im Titel bezieht sich auf eine UN-Statistik, derzufolge jede dritte Frau und damit eine Milliarde im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt werden.
:Johannes Opfermann
zeit:punkte
Tanzprobe
Donnerstag, 11. Februar:
• Bochum, 18 Uhr, Sporthalle Schillerschule, Waldring 71
One Billion Rising
Sonntag, 14. Februar 2016:
• Bochum, 15:30 Uhr, Rathausvorplatz
• Dortmund, 12 Uhr, Katharinentreppen
• Herne, 13 Uhr, Europaplatz
Weitere Events sind noch in Planung. Eine aktuelle Liste und weitere Infos gibt es auf www.onebillionrising.de
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