Bild: Detailgetreu gemalt: Über einen Meter große Hanfpflanzen zierten die Kunstakademie Düsseldorf. , Düsseldorfer Studierende präsentieren ihre Semesterarbeiten Foto: kac

Die Kunstakademie unserer Landeshauptstadt ist im Umbruch. Die Bildhauer Kiecol und Rebecca Warren gehen nach diesem Semester und die  Lehrstühle der BildhauerInnen Rosemarie Trockel, Tony Cragg und Richard Deacon werden demnächst ausgeschrieben. Unter dieser traurigen Nachricht musste der Rundgang vergangene Woche jedoch nicht leiden. Die klassische Form von Malerei oder Fotografie ist fast verdrängt, die Studis suchen nach Alternativen und toben sich aus.

Vor einigen Jahren begegnete man auf dem Rundgang noch einer Masse an Absurditäten, wie etwa einer Vagina-Plastik, durch die man in die Gebärmutter eindringen konnte, oder einem Vulva-Altar. Heute zeigen sich zwar hin und wieder Geschlechtsteile, jedoch ist die Kunst um einiges romantischer geworden. Räume, die befüllt sind mit Blumenbildern, oder aufgeschüttete Sandstrände, auf die Video­installationen projiziert werden, geben den BesucherInnen einen Einblick in die Köpfe der heutigen KünstlerInnen-Generation.

Großformatige Comic-Bilder

Nicht jede Klasse in der Kunstakademie kann sich von vornherein frei entfalten. In der Klasse von Eberhard Havekost heißt es immer noch, dass sich jeder Klassenneuling ein Meisterwerk aussuchen und abmalen muss. Diese Aufgabe trainiere die Konzentration. Ein Student von Havekost, Norman Begert, hat dafür ein Comic-Motiv ausgewählt. Schnarch: Ist jemand müde vom vielen Rumlaufen, ist eine Auszeit im Häuschen auf Rädern garantiert. Foto: kac

Hat man quasi so eine Übung hinter sich, sind der Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt. In jeder Klasse kann heutzutage jede Form von Kunst geschaffen werden. Andreas Schulzes Malereiklasse zeigt  einen Dialog des Berliners Felix Amberbacher mit dem Norweger Ørjan Einarsønn Døsen. Die beiden Studenten nahmen sich Cannabis-Pflanzen als Motiv. Ørjan präsentierte beim Rundgang perfekt gemalte Hanfblätter in kräftigen Farben. Felix hingegen arbeitete mit verbogenen Stahlrohren, die sich sozusagen unter Drogeneinfluss zum Tanz verbiegen.

Persönliches Highlight

Um den ganzen Rundgang zu erleben, müsste jedeR BesucherIn wahrscheinlich in der Akademie übernachten, denn allein um kurz durch alle Räume zu gehen, bräuchte man durchschnittlich sechs Stunden. Die Studentin Ji Hyung Song hat sich diesbezüglich etwas Geniales einfallen lassen: ein verschiebbares kleines Häuschen, das als Bett dient. Innen ist es mit einer Matratze ausgelegt, samt Kopfkissen und Decke. Ihre Idee war es, BesucherInnen bei Erschöpfung die Möglichkeit zu bieten, für den weiteren Rundgang Kraft zu tanken.

:Katharina Cygan

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