Zwischen dem 15. Januar und dem 20. Februar sind in der Universitäts-bibliothek unter dem Motto „Leporellos Erben“ Akkordeon- und Faltbücher von KünstlerInnen aus der ganzen Welt zu bewundern. In Zusammenarbeit mit der Sektion Komparatistik stellt die UB die seit den 1960er Jahren international publizierten Kunstwerke aus und bietet BesucherInnen einen Querschnitt von verschiedensten Genres und Wissenschaften.
Der ungewöhnliche deutsche Name der Kunstbücher leitet sich aus Mozarts Oper „Don Giovanni“ ab, in der Giovannis Diener Leporello eine Liste der Geliebten und Eroberungen seines Herrn mit sich führt und auf Wunsch entrollt und zur Schau stellt. Eben diese Anspielung gab der Kunstform ihren Namen, wobei ein Leporello ein Hybrid aus Buchrolle und Kodex darstellt; dadurch, dass es sich entfalten lässt, haben BetrachterInnen die Möglichkeit, die einzelnen Seiten zu sehen und die Sequenz der Bilder nachzuverfolgen. Andererseits kann ein Leporello auch als Ganzes in einem Panoramabild betrachtet werden.
Damals und heute vereint
„Leporellos sind eine besondere Kunstform und für jede Altersklasse ein Erlebnis“, berichtet Gisela Ogasa, die Organisatorin der Ausstellung. „Die Vielfältigkeit manifestiert sich anhand der verschiedenen Formen und Themen. Da die Leporellos verschiedene Bezüge haben beziehungsweise verschiedene Genres beinhalten, ist die Ausstellung ein breites Feld für alle Fakultäten und somit ein Erlebnis für jeden Studenten.“
Historisch ist das Leporello in vielen Zivilisationen aufzufinden: Ob beispielsweise im asiatischen Raum oder in der südamerikanischen Inkakultur, Faltbücher haben eine lange Tradition, die sich bis in das 6. nachchristliche Jahrhundert nachverfolgen lässt. In Europa und Nordamerika etablierte sich die Kunstform etwa Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Ausstellungsobjekte wurden einerseits von der Sektion für Komparatistik gestellt, andererseits von der Bibliothek selbst sowie von privaten Leihgaben unterstützt. Man kann Werke von über 20 unterschiedliche KünstlerInnen bestaunen.
Ein Zeichen gegen die Digitalisierung
„Die Ausstellung soll unter anderem ein Zeichen gegen die Digitalisierung der Buchkultur und des Literaturbetriebs setzen und ein neues Bewusstsein für die aufwändige Gestaltung von Büchern, oder in diesem Falle Leporellos, entstehen lassen“, betont Erdmute Lapp, Direktorin der Bibliothek. Bis zum 20. Februar ist die Ausstellung im Erdgeschoss der Universitätsbibliothek zu sehen und der Eintritt ist frei.
:Eugen Libkin
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