Bild: Nicht mehr alle Tassen im Schrank: Küchenhilfen spülen uns am Ende allen das Oberstübchen weich. , Glosse: Ein Versuch über das gar merkwürdige Gebaren ansonsten verstandesbegabter Menschen in der Küche Karikatur: kac

Was ist das bloß für eine Welt, denkt man sich immer wieder. Man kann manchmal gar nicht anders, als Haare raufend und hin und wieder die Faust in die Luft reckend eine große unbekannte Macht, die doch hinter all dieser menschlichen Dummheit stecken muss, lautstark anzuklagen. Die NachbarInnen, sie gucken schon. Das heißt, sie blicken nur kurz durch mein Küchenfenster und schauen dann schnell wieder weg, schütteln den Kopf. Wahrscheinlich gehören auch sie zu denjenigen, deren menschliche, nur allzu menschliche, aber nichtsdestoweniger paradoxe Eigenschaft mich an den Rand der Verzweiflung treibt. Wieso nur, oh verrate mir doch jemand: Weshalb sind die meisten Menschen zu dämlich, eine Spülmaschine zu benutzen? Und weshalb muss ich immer mit ihnen zusammenwohnen?

Das WG-Leben hat seine Stärken: Gesellschaft, wann immer man sie haben will; MitbewohnerInnen kochen und sind so gnädig, einem die Reste zu überlassen; dank gerechtem Putzplan muss man nur alle paar Wochen das Klo schrubben.

Das WG-Leben hat aber auch so seine Nachteile: Gesellschaft, auch wenn man alleine sein will; MitbewohnerInnen, die einem die Vorräte wegnaschen; und an den Putzplan hält sich eh niemand.

Luxus oder Last?

Die größte Geißel der Wohngemeinschaft – und das gilt für jede Form häuslichen Zusammenlebens, die Groß- wie die Kleinfamilie, die Zweckgemeinschaft, die Kommune, der ungeliebte Dauergast – das ist die Geschirrspülmaschine.

„Oh welch Luxus, eine StudentInnen-WG mit Spülmaschine“, sagt man immer wieder, nicht ganz neidfrei. Spart Euch Euren Neid! Seid froh, dass ihr diese IQ-Dezimierungsvorrichtung nicht in Eurer Wohnung habt! So eine Spülmaschine sendet Strahlen aus, die in ihrer direkten Umgebung aus intelligenten, ja sogar hochbegabten Genies stumpfsinnige Trottel macht.

Wie ist es sonst zu erklären, dass Menschen, die in ihrer Freizeit am Wochenende just ein Solarfahrzeug konstruieren, die tiefen Teller in die schmalen Schlitze stecken? Wieso sind Menschen, die den ganzen Tag Häuser und Brücken konstruieren, nicht in der Lage, eine Porzellanplatte „gerade“ in der dafür vorgesehene Vorrichtung zu platzieren? Und wieso verstehen Menschen, die sonst zur Entspannung lacansche Psychoanalyse betreiben, nicht, dass scharfe Küchenmesser nicht maschinell gespült werden sollen, wenn sie auch in Zukunft noch ein nützliches Utensil für Geschnetzeltes, Einbrecherabwehr oder Familiendramen sein sollen?

Hoher IQ nicht vorausgesetzt

Es ist doch nicht so, dass ein Geschirrspüler Menschen vor intellektuelle Herausforderungen stellt. Ich spreche hier wohlgemerkt nicht von der Herausforderung, das richtige Programm zu finden und einzustellen (wobei auch dabei selbst mancheR PromovierendeR irgendwas von „programmieren“ murmelt und lieber die Finger davon lässt), nein, ich spreche hier von der Fähigkeit, Förmchen in die richtigen Stellen zu bewegen. Das hat doch schon in der Krabbelgruppe geklappt!

Noch bin ich die ordnende Instanz, das gewissenhafte Korrektiv. Bevor mir aber diese Teufelsmaschine auch meine Hirnzellen weglutscht, suche ich mir lieber bald eine WG, wo noch Handarbeit an der Spüle geschätzt wird.

:Marek Firlej

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