Vier Jahre nach der Diagnose sprach Schauspieler Charlie Sheen erstmals öffentlich über seine Krankheit. Diesen Schritt ging er laut eigener Aussage, um sich aus einem Gefängnis jahrelanger Erpressungsversuche und Schweigegeldzahlungen (bis heute rund zehn Millionen US-Dollar) zu befreien.
Die Reaktionen auf Sheens „Geständnis“ sind alles andere als positiv: Wie viele andere Menschen er wohl schon angesteckt hat? Seine Behauptung, er habe alle SexpartnerInnen über die Infektion aufgeklärt, wird angezweifelt – eine Ex-Freundin behauptet das Gegenteil. Andererseits hätten ihn diverse ExpartnerInnen, denen er sich anvertraute, mit ihrem Wissen erpresst und ihn nun dazu gezwungen, Stellung zu beziehen.
Selber schuld?
Momentan liest man häufig, dass der Schauspieler durch seinen Lebensstil selber schuld sei an der Infektion. Ja, wo einen ausschweifender Sex (mit Prostituierten und Männern auch noch!) und Drogenmissbrauch so hinführen – aber ist „viel Sex“ auch gleich „ungeschützter Sex“? Und heißen Drogen gleich verunreinigte Spritzen? Diese Gleichungen schmecken eher weniger, tauchen aber wiederholt in diesem Zusammenhang auf.
Gut, ein Saubermann wird aus dem Bad Boy wohl nie werden – aber man muss auch bedenken, dass er als Promi eine Projektionsfläche für allgemeine Diskurse und Meinungsmache ist. Sozusagen der Einzelfall, an dem sich aktuell die ganze Rattenschwanz-Diskussion rund um HIV und Aids abwickeln kann.
Stoppt die Stigmatisierung!
Momentan bestimmen Vorurteile gegenüber und Stigmatisierung von HIV-Infizierten die Berichterstattung sowie Kommentare im Netz. Erschreckenderweise kristallisiert sich eine Meinung deutlich heraus: Wer sich infiziert, hat es verdient. Wahrscheinlich durch unverantwortliches Verhalten. Und so wird aus dem Opfer der Krankheit schnell der Täter, der sie weiterverbreitet. Meistens unverdient. Angesichts des am 1. Dezember stattfindenden Welt-Aids-Tages kann man sich nur wünschen, dass sich die öffentliche Meinung in dieser Hinsicht bald wieder ändert.
:Stefanie Lux
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