Bild: Auf der Suche nach sich selbst: In „4 Könige“ verbringen vier Jugendliche Weihnachten in einer Psychiatrie und helfen sich gegenseitig weiter., Tolle Nachwuchsstreifen beim Kinofest Lünen vom 12.–15. November Foto: Port Au Prince Pictures

Lippe statt Lido: Zwischen Mainstream und Arthaus bringen auf dem 26. Festival für deutsche Filme in Lünen spannende Nachwuchswerke frische und jugendliche Filmkunst auf die Leinwand. Eine Auswahl.

„Aus dem Abseits“ von Simon Brückner

Peter Brückner war eine Ikone der Studierendenbewegung,  Vordenker einer gesellschaftskritischen Psychologie und politischer Intellektueller, der sich im angespannten Klima ab 1968 überall einmischte. Mit seinen Ideen einer antiautoritären Emanzipation und revolutionären Umwälzung der Gesellschaft gab es für den Marxisten in der Nachkriegsgesellschaft keinen Platz: Nachdem man ihm Komplizenschaft mit der RAF vorwarf, wurde der Professor für Psychologie suspendiert.                                                                                

Politisches und Privates, Geschichte und Lebensgeschichte zusammen denken – das war eine Devise Brückners. Das versucht auch der Doku-Film seines Sohnes Simon Brückner, der den Privatmenschen und öffentlichen Intellektuellen darstellt. Ein spannendes Porträt eines vergessenen wie genialen Denkers

„Glutnester“ von Katja Sambeth

Man hat sicherlich schon alles irgendwo anders gesehen: Gediegene Plattenbau-Tristesse, traurige Teenie-Gesichter in langen Einstellungen oder ein dezent engagierter Sozialarbeiter – auch Katja Sambeths „Glutnester“ erinnert zunächst sehr an sozialrealistische Inszenierungsmuster wie man sie etwa aus der Berliner Schule kennt.

Nach dem Tod ihres Vaters muss die 15-jährige Jenny (Jorinde Miller) mit ihrer Mutter in ein trostloses Plattenbau-Kaff an der Ostsee ziehen. So richtig Halt findet sie dort nicht: Sie schwänzt die Schule, leistet ihre Sozialstunden nicht ab und streitet sich mit ihrer Mutter. Als sie endlich Freunde kennen lernt und in der neuen Stadt ankommt, will ihre Mutter wegziehen.

Trotz bekannten Plots wird die Schwerelosigkeit des Erwachsenwerdens und der Umgang mit Verlust bedrückend inszeniert. Gerade die Mischung aus sozialrealistischer Milieustudie und surrealistischen Coming-of-Age-Bildern machen „Glutnester“ zu einem sehenswerten Jugenddrama.

„4 Könige“ von Theresa von Eltz

Vier Jugendliche verbringen Weihnachten in einer Psychiatrie. Der unkonventionelle Arzt Dr. Wolff (Clemens Schick), setzt darauf, dass sie sich trotz unterschiedlicher Probleme gemeinsam unterstützen und weiterhelfen. Doch das geht nicht immer gut …

Mit Paula Beer, Jella Haase, Jannies Niewöhner und Moritz Leu hat Regisseurin Theresa von Eltz vier der derzeit vielversprechendsten Jung-DarstellerInnen in ihrem Film versammelt.  Nicht zuletzt diese großartigen SchauspielerInnen, aber auch die leisen Momente, die von Verzweiflung, Einsamkeit und den Möglichkeiten im Leben dieser Jugendlichen erzählen, machen „4 Könige“ zu einem absolut sehenswerten Lichtblick jungen deutschen Kinos.

:Benjamin Trilling

0 comments

You must be logged in to post a comment.