Noch schmunzeln wir hinter vorgehaltener Hand, wenn wir die Worte RUB und Denkmal in ein und demselben Satz lesen. Dabei soll dies erst der Anfang sein beim Aufstieg des Betonbau-Ensembles in die Kulturstätten-Elite. Die Geheimpläne liegen der :bsz exklusiv vor.
Hinter dem Masterplan, mittels des Denkmalstatus eine weitere Modernisierung der RUB zu verhindern und sie in ihrem aktuellen Zustand zu zementieren, soll der mysteriöse Bund der BetonbauerInnen stecken.
„Dass mit Zollverein ausgerechnet eine Zeche zum Weltkulturerbe zählt, ist für mich als Akademiker unerträglich. Viel zu proletarisch“, urteilt ein Weitmarer Logenbruder, der unerkannt bleiben möchte. Schlimm genug sei es, dass so viele angebliche Intellektuelle und Kulturschaffende dabei mitmachen würden, den Malochermythos des Ruhrgebiets zu zelebrieren und den Schweiß ihrer Großväter zu beschwören. „In jeder Industrieruine ist inzwischen irgendein Kulturzentrum untergebracht. Es wird Zeit, dass eine Bildungseinrichtung aus dem Ruhrpott unter Denkmalschutz gestellt wird.“ Danach sei der Weg frei, Weltkulturerbe zu werden. Ja, selbst in den Rang eines modernen Weltwunders werde die Ruhr-Uni mit der Zeit aufsteigen.
Hängende Gärten von Bobylon
„Die Quader von Querenburg brauchen sich vor den Pyramiden von Gizeh nicht zu verstecken“, sagt der eremitierte Professor, sphinxenhaft lächelnd. Er zählt weitere Wunder der RUB auf, nennt das Audimax schwärmerisch das Mussoleum. Die dort herrschende Totenstille, bisweilen durchbrochen von Orgelmusik, verbreite das Flair einer Grabkirche. Auch das klimpernde Xylophon-Forum vor der Uni-Bib ist für den BetonbauerInnen-Bund ein schützenswertes Kleinod, ein architektonischer Leuchtturm. „Und dann haben wir natürlich noch die Hängenden Gärten der Seminaramis zu Bobylon“, schwadroniert er weiter und bezieht sich wohl auf den Botanischen Garten.
Restaurierung nur mit Vintage-Asbest
Doch diese Pläne werfen auch Probleme auf, wie aus Kreisen der Univerwaltung verlautet. Der Denkmalstatus könne die gesamte Campusmodernisierung infrage stellen. Es sei schwierig und teuer, mit PCB und Asbest belastete Vintage-Baustoffe aus den 60ern zu beschaffen, um die RUB so originalgetreu wie möglich zu restaurieren, wie es der Denkmalschutz vorschreibt. „Nicht mal einen frischen Anstrich können wir der RUB noch verpassen“, klagt die anonyme UV-Quelle. „Der Gesetzgeber verpflichtet uns, zum Beispiel auf die G-Gebäudefassaden ausschließlich das giftige Eitergelb aufzutragen.“
Auf mehr Gegenliebe stoßen die Welterbepläne in Teilen der Studierendenschaft. „Wenn wir die studentische Mitbestimmung als immaterielles Weltkulturerbe schützen lassen, kann uns wenigstens niemand mehr das bisschen Mitsprache wegnehmen, auf das sie inzwischen zusammengeschrumpft ist“, verlautet es aus Oppositionskreisen.
:Johannes Opfermann
0 comments