Schon Mitte November soll der Verkauf abgewickelt sein: Das Bistum Essen plant, das Wohnheim Haus Michael am Studi-Dorf der Investorengruppe Deutsche Real Estate Fund (DREF) zu verkaufen. Wie es dann weiter geht, wissen die BewohnerInnen bisher nicht und kritisieren vor allem, dass sie vom Bistum in Unwissenheit gelassen werden.
Gerne erinnert sich Daniela* an die Zeit zurück, die sie seit Beginn ihres Studiums schon im Haus Michael verbracht hat: „Ich weiß gar nicht mehr, was für Diskussionen wir schon bei uns nachts um 1 Uhr hatten.“ Egal, ob es um Studienabbrüche ging oder einfach Bücher ausgetauscht wurden, erzählt die 23-jährige Chemie-Studentin: „Es ist schön so, dass Leute Interesse haben, dass man was zusammen macht.“ Denn besonders die Gemeinschaft wird von den rund 180 BewohnerInnen des katholischen Wohnheims wertgeschätzt.
„Dass es auf Dauer nicht mehr so weitergeht“, macht aber nicht nur ihr Sorgen sondern auch ihren beiden MitbewohnerInnen Angelika* und Lisa*. Denn das Bistum Essen plant, das Haus Michael noch in diesem Monat an die Deutsche Real Estate Fund (DREF), eine private Investorengruppe, die auf Wohnheime spezialisiert ist, zu verhökern. Über den Vorgang wurden die BewohnerInnen völlig um Unklaren gelassen: „Es wurde einfach nicht richtig kommuniziert. Im Endeffekt wurden alle Beteiligten im Unklaren gelassen“, kritisiert Angelika die Verantwortlichen beim Bistum Essen: „Es ist hinter unserem Rücken abgelaufen.“
Bistum und DREF äußern sich nicht
Aktuell wohnt die Medizin-Studentin mit 18 Etagenmitbewohnerinnen in dem weiß-roten Klotz am Studidorf – zu Konditionen, die im Vergleich zu denen vom Akafö noch akzeptabel sind: So bezahlen sie für ein Zimmer von 12-13 Quadratmetern eine Warmmiete von 207 Euro.
Ob es dabei bleiben wird, wenn die DREF das Haus übernimmt, weiß keiner: „Das ist halt ein sehr kapitalistischer Verein. Da heißt es dann, Studis haben Kaufkraft und können teurere Mieten bezahlen“, so Daniela, für die nicht mal Gewissheit herrscht, ob das Haus als solches überhaupt bestehen bleibt: „Ob Mieten nur hochgeschraubt werden? Ob wir alle raus müssen? Wir werden eigentlich alle in Unwissenheit gelassen. Wir haben Angst, dass es uns so geht wie dem Papageienhaus, dass komplett heruntergewirtschaftet wurde. Die meisten wollen da so schnell wie möglich ausziehen.“
Das sind natürlich bislang nur Befürchtungen. Konkrete Informationen gibt es noch immer nicht. Auch auf Anfrage der :bsz bezog das Bistum Essen vor Redaktionsschluss noch keine Stellung zu den Vorwürfen. Von der Investorengruppe DREF heißt es dagegen nur lapidar: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht zu Gesprächen dieser Art äußern.“
Gerade diese Intransparenz nervt die BewohnerInnen: „Wir sind nicht nur Zahlen, die man verkaufen kann, sondern dahinter stecken Menschen und Schicksale“, ärgert sich Lisa, die an der RUB Geographie studiert. „Wir wissen einfach nicht, was wir machen sollen.“ Diese Ungewissheit scheint auch für ihre Mitbewohnerin Daniela das größte Problem zu sein: „Das Groteske ist, dass der Kauf bald abgeschlossen ist. Es ist ein unangenehmes Gefühl, dass man nicht weiß, wie es weitergehen soll.“
:Benjamin Trilling
*Namen von der Redaktion geändert
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