Bild: Wollt ihr Humppa hören? Eläkeläiset-Akkordeonspieler Lassi Kinnunen kann auch im Sitzen für Stimmung sorgen. , Verrückte Finnen verwursten Feierhits: Eläkeläiset im Bahnhof Langendreer Foto: alx

Die Band sitzt auf der Bühne und spielt finnische Polka, Humppa genannt –  und die Menge im Saal tobt, es wird getanzt, gelacht, gepogt. Wie kriegt man das hin? Die Band Eläkeläiset hat im Wesentlichen drei Zutaten, um für Stimmung zu sorgen: 1. viel Alkohol, 2. berühmte Rock- und Popsongs auf Finnisch im Stil dieser ulkigen nordischen Folklore spielen, 3. noch viel mehr Alkohol. Der Montagabend im Bahnhof Langendreer bot kein Konzert wie jedes andere.

 

Obwohl auf der Bühne Instrumente wie Akkordeon, Akustikgitarre, ein geflicktes Keyboard und ein wirklich winziges Schlagzeug bereitstehen, füllt sich der Saal mit KuttenträgerInnen, Punks, Langhaarigen – Leuten also, die man eher auf einem Rockkonzert vermuten würde. Doch schon nach der wohl unepischsten Einmarschmusik, die man sich vorstellen kann – einer Polka-, Verzeihung, Humppa-Version des ohnehin schon clownsmäßigen „Einzugs der Gladiatoren“ – geht es los mit einer Interpretation des Rockklassikers „Hokus Pokus“ von Focus.

 

Foto: alxDie Menge lacht, trinkt und tanzt. Die Band ebenfalls. Der erste Pogo lässt nicht lange auf sich warten. Man kann gar nicht stillhalten. Die Hitdichte ist schließlich enorm: „Smoke on the Water“ alias „Savua Laatokalla“ kennt jeder, genauso wie „Dementikon Keppihumppa“ („I Was Made for Loving You“). Hin und wieder ertappe ich mich aber beim lustigen Liederraten – denn oft ist die Musik so aufs Wesentliche reduziert, dass man etwa „Kuuhumppa“ erst im Refrain als R.E.M.s „Man on the Moon“ enttarnt.

 

Die Band ist so sympathisch schlecht, die Musik so albern, die Ansagen in charmant gebrochenem Deutsch, Englisch und Finnisch so drollig gelallt, die Stimmung so famos, dass man nur lachen und mittanzen kann. Die Band strotzt vor Selbstlob und Überheblichkeit – und nimmt sich selbst keine Sekunde lang ernst.

 

Säufer, nicht Musiker

 

Die Band wird es mir nicht übelnehmen, wenn ich sage, dass sie alles andere als anspruchsvoll spielt. Erstens weiß sie das selbst, zweitens erwartet das auch niemand von den Rentnern (denn das bedeutet Eläkeläiset übersetzt). „Wir sind alle keine Profimusiker“, erzählt Gitarrist, Violinist und Sänger Onni Waris nach dem Konzert, „wir sind Profitrinker und nutzen die Tour zum Saufen.“

 

Das Interview, das wir mit ihm führen, ist eigentlich ein bierseliger Austausch an Sauf-Anekdoten. Und ein Beitrag zur Völkerverständigung: Onni spricht zwar ein paar Brocken deutsch, das Wort „Hurensohn“ kannte er indes nicht, dafür lernen wir „Scheiße-Esser“ von ihm.

 

„Der Bahnhof Langendreer zählt auf jeden Fall zu meinen drei Lieblingsspielorten in Deutschland“, sagt Onni. „Wir spielen hier immer an einem Montag oder Dienstag und die Leute kommen trotzdem und feiern richtig ab.“

 

Und das tun sie wirklich! Bis zum letzten Lied der Zugabe, „Humppa tai kuole“ („Humppa oder stirb“), hinter dem sich das eurotrashige „No Limits“ verbirgt, tanzt und lacht der ganze Bahnhof. Es geht nicht anders, denn wenn es eine Band gibt, die existiert, damit die Menschen, einschließlich sie selbst, Spaß haben, dann ist es Eläkeläiset. 

:Marek Firlej

 

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