Von Tschechow bis Monty Python: mit einem breiten Programm startet das Bochumer Schauspielhaus in die neue Spielzeit. Premiere feiert unter anderem der Tschechow-Klassiker „Der Kirschgarten“ und „Hiob“ nach dem Roman von Joseph Roth. Mit „Das Fleischwerk“ wird es zudem eine sozialkritische Uraufführung auf der Bühne geben. Die :bsz sprach mit dem geschäftsführenden Dramaturgen.
Bei bestem Wetter feierten die Gäste am Sonntag die Eröffnung der neuen Spielzeit. Eingeladen zum Theaterfest und Frühstück und war auch eine Gruppe Geflüchteter, die sich im „Café Welcome“ mit den BesucherInnen und AktivistInnen über ihren Alltag auszutauschen.
Das Thema Flüchtlingspolitik wird in der nächsten Spielzeit auch ein Thema auf der Bühne sein – etwa in der Bühnenadaption des SciFi-Klassikers „Krieg der Welten“ als provokante Parabel: „,Krieg der Welt‘ beschäftigt sich zum Beispiel mit den Flüchtlingsströmen und ihren zum Teil gewaltbereiten Gegnern“, wie Olaf Kröck, geschäftsführender Dramaturg am Schauspielhaus, erzählt.
Ebenso wenig zimperlich ist die Gesellschafts-Parabel „Das Fleischwerk“, das am 12. September Uraufführung in Bochum feiern wird. Das sozialkritische Stück von Christoph Nussbaumeder schildert Szenen aus dem Leben von „Gastarbeitern“, die in einem Schlachtbetrieb unter miserablen Bedingungen arbeiten müssen.
Bewährtes Trio: Vontobel, Schulz und Hauptmann
Erfolgsregisseur Roger Vontobel, der bereits in der letzten Spielzeit mit „Einsame Menschen“ einen Stoff von Gerhard Hauptmann auf die Bühne brachte, wird in diesem Herbst Hauptmanns „Rose Bernd“ inszenieren, der den Prozess einer 25-jährigen Kindsmörderin schildert. Fehlen kann da natürlich nicht Jana Schulz: die Schauspielerin, die schon zuvor erfolgreich mit Vontobel zusammen arbeitete (unter anderem „[FI‘LO:TAS]“) wird ebenfalls in dieser Spielzeit auf der Bühne stehen. Eine bewährte Konstellation also, über die sich Kröck freut: „Das ist tatsächlich so eine gute Beziehung, die man mit Gegenwartskünstlern haben kann. Die geben ja keinen fertigen Stoff ab, sondern es ist ein künstlerischer Weg“
Trotz der vielen klassischen Stoffe zu Beginn der Spielzeit gebe es da aber keinen Schwerpunkt darauf: „Wir haben eine große Bandbreite von Stücken“, so Kröck. „Es ist nicht so, dass man den Leuten in Bochum nur Traditionelles zumuten und nur in Dortmund Punk machen kann.“ Mit solchen „Klassikern“ sollen in der neuen Spielzeit, wie Kröck erläutert, „Stoffe, die nicht ganz zeitnah sind, mit der Gegenwart konfrontiert werden. Es muss natürlich Reibungen geben.“
Nachdem sich im Schauspielhaus in der letzten Spielzeit viel um die Zukunft Bochums nach Opel drehte, gehe es diesmal oft um das „integrative Thema“, wie Kröck erzählt: „Nach dem Detroit-Projekt im letzten Jahr haben wir uns gesagt: lass uns doch mal auf die kleinen Zellen schauen. Wie werde ich eigentlich zu dem, der ich bin, durch die Generationen, die mich umgeben?“
:Benjamin Trilling
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