Bild: Partydroge Nr. 1: MDMA wird häufig mit Motiven wie Micky Mouse oder Schriftzügen versehen., :bsz-Drogenreihe: Psychoaktive Wundermittel oder gefährliche Nervengifte? Die Neurobiologie hinter Drogentrips Foto: DEA; wikimedia commons

Erst die ganze Welt umarmen wollen, dann tagelang in depressive Stimmung verfallen – eine Wirkung, die viele KonsumentInnen von MDMA kennen. Die besser als Ecstasy bekannte Partydroge ist dennoch seit den 70er Jahren ununterbrochen im Trend.

Der Wirkstoff  Methylendioxy-Methylamphetamin (MDMA) wurde erstmals in den 30er Jahren in der Forschung eines Pharmakonzerns synthetisiert. Als Droge in Pillenform verbreitete er sich ab den 70er Jahren und galt sogar bis Mitte der 80er für den normalen Gebrauch.

Mittlerweile ist MDMA nicht nur illegal, sondern auch so gut wie nie in Reinform erhältlich – Ecstasy stellt immer ein Gemisch aus dem eigentlichen Wirkstoff und anderen Amphetaminen dar. Dafür finden sich niedliche bis absurde Motive auf den Tabletten.

„Anfangs fühlte ich mich stark und unbesiegbar, ich dachte auch, dass meine Kreativität  unschlagbar stark sei. Wenn ich mir ein paar Pillen reinschmeiße, habe ich das Gefühl, dass sich mein Brustkorb weitet, sowohl meine Muskeln, als auch mein Herz pulsieren.“
C., 30, Musiker: konsumiert seit acht Jahren Ecstasy

Innerlich berührend

Ecstasy erhöht im zentralen Nervensystem den Hormonspiegel unter anderem von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin. All diese Stoffe aktivieren unseren Organismus – evolutionär gesehen rüsten sie zum Kampf, was wir als Wachheit, Unruhe und unbändige Energie erleben. In der Disco konsumiert birgt MDMA allerdings somit die Gefahr der Dehydrierung und Überhitzung, was schlimmstenfalls im Kreislaufkollaps oder gar Herzversagen gipfeln kann.

„Jeden Tag kämpfe ich gegen meine Sucht, wenn ich Schmacht habe, denke ich an meine Freundin, die ich unter Ecstasy physisch und psychische verletzt habe. Ich bin nervös und habe oft Angstzustände, aber ich will nie wieder das Zeug anrühren. Wie ein Ecstasy-Trip sich anfühlt? Daran will ich gar nicht mehr denken, erst ist es zu geil, aber dann stirbt deine Seele.“
L., 26, RUB-Student: ist seit 13 Monaten wieder clean

Der Botenstoff-Boost wirkt jedoch auch auf die Stimmung. Ecstasy ist auch als „Liebesdroge“ bekannt, da es emotionale Eigenschaften verstärkt und eigene Gefühle besser zugänglich macht. Diese entaktogene (= innere Berührung erzeugende) Wirkung entspannt emotional, verbessert die Empathie und verstärkt die Neigung zu sozialen Kontakten.

Burnout im Gehirn

Diese soziale Euphorie erzeugt MDMA, indem es dafür sorgt, dass das Glückshormon Serotonin massenhaft ausgeschüttet und nicht wieder in die entsprechenden Zellen aufgenommen wird.

Doch leider kommt der Körper mit der Stoffproduktion nicht hinterher, sodass der Vorrat irgendwann erschöpft ist. Dann tritt das typisch depressive „Tief danach“ ein, das sich so lange hinzieht, bis wieder genug Serotonin gebildet wurde – je nach Person kann das ein paar Tage oder mehrere Wochen dauern.

Steckbrief: Ecstasy

Erste Räusche: vermutlich Anfang der 70er-Jahre

Wirkstoff: Methylendioxy-Methylamphetamin (MDMA)

Wirkung: aktiviert Körper & verstärkt Emotionalität

Zu sehen in: „Berlin Calling“

In unserer Drogenreihe stellen wir Euch die Wirkungsweise verschiedener Substanzen vor – Erfahrungsberichte treffen auf Wissenschaft.

Lest hier auch den anderen bisher erschienenen Artikel der Reihe:

„Trendharz Cannabis“

:Melinda Baranyai und Katharina Cygan

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