Schwule, SeniorInnen, Sehbehinderte – nur drei Beispiele von Personengruppen, denen es der Bürgerfunk ermöglicht, ein eigenes Programmfenster im
Lokalradio auf die Beine zu stellen. Während die Bürgerfunk-Szene vielerorts eingeschlafen ist, sind die RadiomacherInnen in Dortmund immer noch sehr aktiv – und im Allgemeinen Rundfunkverein (ARDEV) organisiert. Doch dieser soll sich nun im nächsten Jahr auflösen.
Die Anfänge des Bürgerfunks reichen zurück ins Jahr 1990, als mit Radio Duisburg die erste Lokalstation von Radio NRW an den Start ging. Von prominenten Sendezeiten oder gar einer finanziellen Förderung, wie sie damals noch ausgezahlt wurde, können die RadiomacherInnen von heute jedoch nur noch träumen – das im Jahr 2007 von CDU und FDP verabschiedete Landesmediengesetz verpflichtet die kommerziellen Lokalradios nur noch dazu, eine Stunde Bürgerfunk am Tag zu senden – von 21 bis 22 Uhr, minus der obligatorischen Werbespots, die mitunter ohne Rücksicht auf Verluste in Wortbeiträge hineingeschnitten werden.
Der Weg ins Radio ist schwer geworden
Doch damit nicht genug: Seit 2007 müssen BürgerInnen, die ins Radio wollen, einen Lehrgang bei der Landesanstalt für Medien (LfM) absolvieren. Daraufhin scheiterte das Projekt Bürgerfunk in vielen Städten – so auch in Bochum – daran, dass es keine zentrale Anlaufstelle gab, die solche Lehrgänge vermittelte. Diese Aufgabe übernahm in Dortmund bislang der ARDEV, der seinen Radiogruppen auch ein kleines Studio zur Verfügung stellte und somit dafür sorgte, dass Gruppen wie etwa die SeniorInnengruppe „Spätlese“ überhaupt erst einmal die technischen Möglichkeiten zur Aufnahme eigener Radiobeiträge bekamen. Und auch andere Gruppen, wie etwa der Bürgerfunk für Sehbehinderte oder das schwul-lesbische Jugendradio, beweisen, dass der Bürgerfunk eine wichtige Aufgabe übernimmt und Stimmen zu Wort kommen lässt, die das kommerzielle Programm der Lokalradios oft ausblendet. Daher ist die Auflösung des ARDEV ein schwerer Schlag für die Bürgerfunk-Szene in Dortmund, der ein ähnliches Schicksal bevorstehen könnte wie der bereits ausgestorbenen Bochumer Szene. :Birthe Kolb
0 comments