„Bei 560 Besuchern haben wir aufgehört zu zählen“, verkündet Dr. Klaus Waschik am Ende des ersten Korea-Tages im LSI voller Stolz – denn diese BesucherInnenzahl habe die Erwartungen der OrganisatorInnen übertroffen. Den hohen Andrang merkte man auch am offenbar leicht unterschätzten Interesse an koreanischen Spezialitäten, denn die Verpflegung war etwa zwei Stunden vor dem Ende der Veranstaltung restlos aufgebraucht – und das bei einem stolzen Preis von sieben Euro für den „Korea-Tag-Teller“, der gleich sieben verschiedene koreanische Köstlichkeiten bot – allen voran natürlich das Nationalgericht Kimchi, fermentierter Chinakohl, der häufig mit scharfem Paprikapulver gewürzt wird.
Aber woher kommt das steigende Interesse an Korea? Fragte man die jugendlichen BesucherInnen nach dem Auslöser für das Interesse an dem Land, wurde häufig auf einen kleinen Stand verwiesen, der sich im Foyer des LSI postiert hatte. Hier schauten Zeichnungen koreanischer SängerInnen auf die BesucherInnenschar herab, auf den Verkaufstischen warteten Armbänder mit den Namen der Stars auf Kundschaft. Daneben signalisieren Partyflyer, dass K-Pop, koreanische Popmusik, längst auch in Bochum angekommen ist – und das nicht erst, seit der koreanische Rapper PSY mit seinem Song „Gangnam Style“ überraschend einen Welthit landete.
Bunte Trachten, leise Töne
In Korea wird der Erfolg von K-Pop im Ausland vor allem als Marketingchance gesehen, so sind in Werbungen für Reisen nach Korea häufig Stars aus der Musikszene des Landes zu sehen. Dass das Konzept aufgeht und jugendliche Fans durchaus auch für die anderen Seiten des Landes zu begeistern sind, bewies die Tatsache, dass die zahlreichen Vorträge zu Themen wie der Einwanderungswelle koreanischer GastarbeiterInnen ins Deutschland der 60er-Jahre oder streng überwachte Urlaubsreisen nach Nordkorea durchweg gut besucht waren.
Während also in der Eingangshalle fleißig Fanartikel und Karten für das regelmäßig im Bochumer Union Kino stattfindende Rudelgucken koreanischer Konzert-DVDs gekauft wurden, schlugen die MusikerInnen des Koreanischen Kulturzentrums aus Berlin im Seminarraum nebenan leisere Töne an, denn hier stand das sogenannte Gugak im Mittelpunk – traditionelle koreanische Musik, die auf Instrumenten wie der Gayageum, einer Art Zither mit gewölbtem Brett gespielt wird. Ergänzt durch eine Bambusflöte und eine Haegeum, einer zweisaitigen Geige mit einem kleinen fassförmigen Klangkörper, brachte die Gayageum dem Publikum die andere Seite von Korea näher. Die Verbundenheit mit der Tradition spiegelte sich auch in den Hanbok genannten bunten Trachten der MusikerInnen wieder, die mit ihrem Auftritt den Tag ausklingen ließen. Auch das LSI darf nun dreißig Hanboks sein Eigen nennen – ein „überaus großzügiges“ Geschenk einer Universität aus Korea, so Klaus Waschik. Für jedes Teil der aus einem schlichten Unterrock, einem sehr weiten Überrock und einer Bolero-artigen Jacke bestehenden Garnituren wurden andere Farben und Muster verwendet, was jedes der handgefertigten Hanboks zusätzlich einzigartig machte – und in der Tat standen die BesucherInnen Schlange, um die Garnituren einmal anprobieren zu dürfen. War er früher noch die klassische Alltagskleidung der KoreanerInnen, so wird der Hanbok heute nur noch bei bestimmten Festen und Feierlichkeiten getragen. Dennoch tut man in Korea alles dafür, dass die traditionelle Kleidung nicht in Vergessenheit gerät – so gibt es in der koreanischen Hauptstadt Seoul ein ganzes Museum, das der Tracht gewidmet ist.
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