Nach einer Woche sind die Freiraumtage von Avanti mit Vorträgen, Workshops, Filmvorführungen und einer Demo zu Ende gegangen. Auch die Initiative für ein Soziales Zentrum zieht ein positives Fazit. Nach zwei Hausbesetzungen innerhalb einer Woche in der Nordstadt, die schnell Räumungen nach sich zogen, sowie weiteren Polizeischikanen stand dann aber doch die Repression im Vordergrund.
Man nimmt es mit Humor, als ein Pizzabote sich durch ein Haufen Jugendlicher drängen muss, um seine Lieferung abzugeben: „Das ist hier eine kriminogene Zone“, heißt es. Darüber kann der Mann auch nur schmunzeln, nachdem er seine Pizzakartons übergeben hat. Denn so plump argumentiert die Dortmunder Polizei, als sie eine Gruppe, die an der Leerstands-Schnitzeljagd innerhalb der Avanti-Freiraumtage teilnahm, kurzerhand stoppt und einkesselt – leider nicht die einzige kreative Aktion im Rahmen der Freiraumtage, die durch solche Schikanen verhindert wurde.
Erst nach einer Stunde dürfen die Menschen gehen, nachdem die Personalien aufgenommen worden waren – eine Einschüchterungstaktik, die, wie wohl auch die Verantwortlichen der Polizei eingestehen müssen, nicht wirklich aufging. Denn fast zeitgleich sprach sich die Nachricht herum, dass eine ehemalige Aldi-Filiale in der Dortmunder Nordstadt besetzt wurde. Dort eilen dann auch alle hin.
„Das ist unser Haus …“
Nach wenigen Minuten treffen Hundertschaften der Polizei vor dem alten Supermarkt ein. Dort versammeln sich nun auch viele UnterstützerInnen. Eine Landtagsabgeordnete will eine spontane Kundgebung anmelden, die Polizei verbietet das und will das Gebäude räumen.
Die Ignoranz von Stadt und Polizei, die das Anliegen eines Soziales Zentrums wohl mit aller Gewalt unterdrücken wollen, stößt unter den UnterstützerInnen und AnwohnerInnen auf große Empörung: „Die ganze Nordstadt hasst die Polizei“, so der Kommentar zur Räumung. Mit den BesetzerInnen solidarisiert man sich vor Ort aber vor allem kreativ: Vor das Gebäude werden Transparente gelegt, ein Sofa wird vor das Gebäude getragen und die Nordstadt-Version von Rio-Reiser-Versen vorgesungen: „Das ist unser Haus, schmeißt doch erst mal Brück und Siggi und Giemsch aus Dortmund raus!“
Gegen ein Uhr ist das Gebäude dann geräumt, die AktivistInnen werden gefangen genommen. Viele der UnterstützerInnen ziehen in der Nacht zum Polizeipräsidium, um sich mit den zehn in Gewahrsam genommenen Geräumten zu solidarisieren.
Positive Bilanz
Die Aktion wird auch von Avanti verteidigt: „Wir freuen uns über die vielen Menschen, die in Dortmund immer wieder Häuser besetzen, um endlich durchzusetzen was Polizei, Stadt und Immobilienbesitzer verhindern wollen: Ein selbstverwaltetes und unkommerzielles Zentrum in einem der zahlreichen leerstehenden Gebäude in Dortmund“, erklärt Michael Gröning von Avanti. „Mit täglich bis zu 100 Teilnehmer*innen und nunmehr der zweiten Besetzung haben die Freiraumtage gezeigt, dass der Kampf um ein solches Zentrum vielen Menschen ein Anliegen ist.“
:Benjamin Trilling
Lest auch den Kommentar von Benjamin zum Thema.
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