Ein Sachbuch in drei Monaten: „Wir sind Goethhoven! Eine neue Untersuchung der Beziehung Goethe – Beethoven.“ So lautet das Buch des RUB-Studis Helge Kreisköther, das nun erschienen ist. Verfasst hat er die Abhandlung aber nicht als Arbeit für das Studium – es zählte nur der Fun-Faktor. Zumindest mit Goethe hat Kreisköther neben der Begeisterung für`s Schreiben noch eine andere Gemeinsamkeit: Die Angst. Beim Dichter war es die Höhe, bei Kreisköther RUB-Germanistik-Prof und Goethe-Experte Benedikt Jeßing.
Komparatistik- und Germanistik-Student Helge Kreisköther ist sichtlich stolz auf die 120 Seiten, die er in nur drei Monaten geschrieben hat – und das ganz ohne CP-Zwang, wie er versichert: „Das hat mit meinem Studium nichts zu tun. Ich spiele seit über zehn Jahren Klavier und lese gerne Goethe – es gab das Interesse und ich war länger damit beschäftigt. Das war dann ein kreativer Prozess.“ Goethe und Beethoven, das klingt eigentlich nach verstaubtem bildungsbürgerlichen Kanon, daher kam es Helge Kreisköther darauf an, „einen Mittelweg zu finden und die Menschen darzustellen.“ Zwar finden sich in seinem „Goethoven“ wegen des wissenschaftlichen Anspruches zahlreiche Fußnoten, trotzdem vermied er unnötig komplizierte, akademische Sätze, um neben den fachwissenschaftlichen auch andere interessierte LeserInnen zu erreichen, wie der Bachelor-Student (viertes Semester) betont: „Die Sprache soll auch unterhaltsam sein.“
„…weil sie‘s schreiben mussten“
Eine enge Verbindung sieht er nicht nur zwischen Literatur und Musik, sondern ebenso zwischen den beiden Künstler-Figuren Goethe und Beethoven (auch wenn Verbindungen beider etwa zu Schiller oder anderen offensichtlicher sind, wie er in der Einführung schreibt), da beide, wie er verrät, „immer gnadenlos von einander abgeschrieben und lange mit ihren Werken gekämpft haben.“ Teilweise zehn Jahre waren es bei Beethoven, Goethe hat sogar knapp 60 Jahre an seinem „Faust“ gewerkelt. Kreisköther weiß aber auch, dass beide so viele berühmte Werk geschaffen haben, „weil sie‘s mussten.“ So verarbeitete Beethoven in seinen Stücken auch Verzweiflung wie Frust über seine Taubheit – ein aktuelles Phänomen künstlerischen Schaffens, wie Kreisköther meint: „Man merkt auch heute bei Menschen, dass sie‘s brauchen.“ Bei Goethe waren es damals etwa auch „massive psychische Komplexe“, die er mit seinen Texten überwinden wollte – z.B. seine krasse Höhenangst.
Angst verspürt nach der Veröffentlichung seines Buches auch Kreisköther – vor seinem Germanistik-Professor Benedikt Jeßing, der als ausgewiesener Goethe-Experte gilt. „Ich habe tatsächlich Schiss, dass er‘s sich unter die Nägel reißt und liest“, gesteht er. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass sein Dozent auch Interessantes finden wird: „Einiges, was er noch nicht wusste – das wäre schon das Beste.“ Genau das ist fast garantiert. Denn sein Werk hält trotz wissenschaftlichen Anspruches am Ende auch eine Überraschung bereit: Er zitiert einen Text aus einer :bsz-Ausgabe! Das Buch sollte sich daher nicht nur Herr Jessing unter die Nägel reißen.
Helge Kreisköther: „Wir sind Goethoven“
Eine neue Untersuchung der Beziehung Goethe – Beethoven. Re Di Roma-Verlag,127 Seiten, 8,95 Euro.
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